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Katholiken mahnen Reformierte schweigen

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01.01.2016
«Lampedusa liegt auch in der Schweiz», mahnt Abt Werlen in einem Aufruf an die Gläubigen. Die reformierten Kirchen halten sich mit Stellungnahmen zum Flüchtlingsdrama zurück.

Das Flüchtlingsgsdrama von Lampedusa beschäftigt neben der Politik auch die Kirchen. Zumindest die Schweizer Katholiken. Drei Tage nach der Tragödie, bei der auf der Flucht nach Europa weit über 300 Menschen ihr Leben verloren, wendet sich der Einsiedler Abt Martin Werlen mit einem Aufruf an die Schweizer Gläubigen. Wie bereits Papst Franziskus spricht er vom Flüchtlingsdrama als einer «Schande für das reiche Europa».
Offizielle reformierte Reaktionen auf die Tragödie, sucht man hingegen vergebens. Schaut man auf die Website des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, SEK, steht ein ganz anderes Thema im Mittelpunkt: Das Reformationsjubiläum 2017.
Ist das Feiern der Vergangenheit wichtiger als die Gegenwart? «Schon Anfang diesen Jahres haben wir öffentlich darauf hingewiesen, dass mit der gegenwärtigen Asylpolitik Flüchtlingsdramen wie jetzt vor Lampedusa drohen», sagt Simon Röthlisberger, Migrationsbeauftragter des Kirchenbundes. Er verweist auf den «konsequenten Einsatz für eine menschliche Asyl- und Flüchtlingspolitik», eines der Legislaturziele des SEK. Auch äussere sich der SEK kontinuierlich zu diesen Themen: Ganz aktuell zur Neustrukturierung des Asylbereichs oder im Sommer anlässlich der Abstimmung zur Änderung des Asylgesetzes.

Keine offiziellen Kommentare
Auch beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz, Heks, findet sich im Internet kein Hinweis auf das Flüchtlingsdrama. «Es gibt keinen offiziellen Kommentar dazu», bestätigt auf Anfrage Christine Spirig von der Heks-Medienstelle. «Es gibt leider viele Flüchtlingsdramen. Trotz aller Dramatik können wir nicht alle kommentieren.» In der Flüchtlingsarbeit konzentriere sich das Heks vor allem auf die Rechtsberatung von Flüchtlingen in der Schweiz sowie die Vor-Ort-Hilfe insbesondere im Libanon, «wo wir syrische Flüchtlinge unterstützen», so Spirig. Auch die Hilfswerke «Brot für alle» und «mission 21» haben das Drama nicht kommentiert. «Flüchtlinge und Migration in den Norden» sind für uns keine Arbeitsfelder», begründet mission-21-Sprecherin Anna Wegelin.
«Lampedusa liegt auch in der Schweiz», schliesst Abt Werlen seinen Aufruf und fordert «mehr Anteilnahme statt Abschottung». Denn durch das Schengen/Dublin-Abkommen ist auch die Eidgenossenschaft an der ausgrenzenden EU-Flüchtlingspolitik beteiligt.

Annette Meyer zu Bargholz

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