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Zeichen der Ermutigung

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01.01.2016
Vor vierzig Jahren wurde in Flüh die erste ökumenische Kirche eingeweiht. Als Erinnerung daran hat letzten Sonntag Abt Peter von Sury das Abendmahlsgeschirr geweiht.

Ein grosser Schritt für die Kirche Flüh ein kleiner für die Ökumene. Am letzten Sonntag hat Abt Peter von Sury das Abendmahlsgeschirr in der Heilig-Geist-Kirche in Flüh geweiht. Die Weihe geschieht im Rahmen der 40-Jahr-Feierlichkeiten zum Jubiläum der ersten ökumenischen Kirche der Schweiz. Armin Mettler leitete am Sonntag den Gottesdienst. Er geht davon aus, dass das Abendmahlsgeschirr auch für die Eucharistiefeier gebraucht werde. Der Pfarrer legt Wert darauf, dass man nicht mit einer gemeinsamen Abendmahlsliturgie feiert. Das Abendmahl war deshalb nicht interkonfessionell. Trotzdem nehmen in der ökumenischen Kirche Flüh Reformierte wie auch Katholiken am Abendmahl oder der Eucharistie teil. Das sei eine Frage des eigenen Gewissens, meint Mettler. «Der Heilige Geist weht, wo er will.»
Peter von Sury, Abt des Klosters Mariastein, mahnt, man solle die Weihehandlung nicht überbewerten. Erst durch den Gebrauch in der Eucharistie werden die Geräte geheiligt. Mit dem Akt will der Abt die Verbundenheit des Klosters zu den Reformierten ausdrücken.
Schmerzlicher Bruch
Das Abendmahlsgeschirr hat Bernhard Lang aus Basel geschaffen. Für den Goldschmied ist der Auftrag der Kirche Flüh etwas Besonderes. Die silbernen Schalen und Kelche symbolisieren die Ökumene zwischen den verschiedenen Konfessionen und den Unterschied zwischen dem «suchenden Ich und Du». Der Rand der Gefässe besteht aus zwei Halbkreisen, die nicht ganz zusammenkommen. «Was nach schmerzlichem Bruch aussieht, erinnert zugleich an die Vielfalt, die uns wachhält, weil sie uns herausfordert», erklärt Lang. Die Verschiedenheit gehört zum Leben, erklärt Bernhard Lang, der die Kirchenspaltung in seiner eigenen Familie erlebt. Lang ist Katholik, seine Frau reformiert. Diese Situation zwinge die Betroffenen, die eigene Verantwortung zu übernehmen.

Post aus dem Vatikan
Gerade jüngst betonte der Basler Bischof Gmür gegenüber den Medien, dass «die Eucharistiegemeinschaft nicht möglich ist». Er erwarte, dass man dieses katholische Verständnis respektiere. Immer wieder gibt es Versuche, gemeinsam Eucharistie zu feiern. Letztmals im Juni 2013. Katholische und reformierte Geistliche hatten in die Lazariterkirche Gfenn zur ökumenischen Tischgemeinschaft eingeladen. Im letzten Augenblick wurde sie auf Drängen der kirchlichen Obrigkeiten abgeblasen.
Zuvor hatte der Initiant Gerhard Traxel ein «Manifest für eine ökumenische Reformation» an Kirchenobere gesandt, darunter an den Papst. Nun hat der Vatikan geantwortet, schreibt der «Tagesanzeiger». Statt Zurückweisung drückt der Brief aus Rom Verständnis aus. «Mit der Bitte, dass der Heilige Geist alle Bemühungen um eine wahre Ökumene segne und seiner Kirche Einheit und Frieden schenke, schliesst Papst Franziskus Sie und Ihre Anliegen in sein Gebet ein», endet der Brief. Gerhard Trachsel sieht darin ein Zeichen der Ermutigung.


Zum Bild: «Zwei Halbkreise, die Unterschiede, aber auch ­Vielfalt ausdrücken.» Bernhard Lang zeigt das Abendmahls­geschirr, das er bearbeitet. | Zuber

Tilmann Zuber/kim

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