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Hiobsbotschaft

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01.01.2016
Hiob war ein gottgläubiger Mensch. Er steckte in einem Denkschema, das darauf aufbaute, dass ein Mensch, der sein Leben vor Gott führt, von diesem gesegnet wird. Alles sah bestens aus, bis eines Tages Hiobs heile Welt zusammenbrach.

Naturkatastrophen, Raubüberfall und Krankheit trafen seine Familie und ihn völlig unvermittelt. Das war die Hiobsbotschaft. Trotz dieser Schicksalsschläge hielt Hiob daran fest, alles aus der Hand Gottes zu nehmen. Vordergründig zumindest, denn der weitere Verlauf des Buches Hiob zeichnet einen Mann, der tief erschüttert ist und allen Lebensmut verloren hat.
Hiob hatte gute Freunde, die mit ihm in seinem Unglück trauerten.
Sie dachten gleich wie Hiob: Wer recht vor Gott lebt, der wird von ihm gesegnet und wer es nicht tut, der wird von ihm bestraft. Nun wandten sie dieses Denken auf Hiob an. Wenn es Hiob so elend ging, dann musste Hiob Schuld auf sich geladen haben. Da Hiob nach seiner Überzeugung nichts Verkehrtes getan hatte, geriet er mit Gott in einen Konflikt. Dieser verweigerte ihm sein Recht. So sah Hiob sich von ­seinen Freunden unverstanden und von Gott betrogen. Schliesslich erlangte er durch ein gewaltiges Unwetter zu einem anderen Blick auf Gott. Er sah angesichts der Grösse und Übermächtigkeit der Naturgewalten einen Schöpfergott, gegenüber dem er nur ein Winzling ist. All seine bisherige Religion erschien ihm dagegen hohl und sinnentleert. Nun erkannte er, dass er von Gott sein Schicksal nicht einfordern und mit ihm keinen Rechtsstreit führen konnte.
Es war ein religiöser Irrweg gewesen. Stattdessen anerkannte er die Unergründlichkeit Gottes und akzeptierte sein Schicksal. Danach kommt das Leben in Fülle wieder.

Stefan Fischer


Zum Bild: Meditation von Alexej Jawlensky: Die Bilderreihe entstand in den letzten Lebensjahren des Künstlers. 1933 wurde Jawlensky mit einem Ausstellungsverbot durch die Nazis belegt. Er selbst litt an einer fortschreitenden Lähmung. Er konnte nur noch
unter Schmerzen und mithilfe der linken Hand malen.



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