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Die Geschichte hinter den Hasen und den bunten Eiern

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01.01.2016
In der dritten Klasse dürfen die Kinder zum ersten Mal mit den Grossen das Abendmahl feiern. In Arlesheim hiess es darum Bühne frei für einen besonderen Auftritt im Gottesdienst.

Zu fulminanten Orgelklängen ziehen 27 Primarschülerinnen und Primarschüler aus Arlesheim in die reformierte Kirche ein. Sie sind kostümiert und tragen Palmwedel mit sich. Die Kirche ist voll besetzt: Eltern, Geschwister, Grosseltern, Gotte und Götti alle sind gekommen, um diesen speziellen Palmsonntag gemeinsam zu erleben.
Viele reformierte Kirchgemeinden im Kanton Baselland feiern in der Zeit um Ostern besondere Familiengottesdienste. Zum ersten Mal dürfen die Kinder der dritten Primarklassen mit der Erwachsenengemeinde im Gottesdienst das Abendmahl einnehmen.
Die Religionslehrpersonen sind dabei besonders gefordert. Im Unterricht erklären sie den Mädchen und Buben, warum wir Ostern feiern und das Abendmahl. Viele backen zum Beispiel selber zusammen Brot, das sie dann im Gottesdienst verteilen.
Die Schülerinnen und Schüler aus Arlesheim führen seit einigen Jahren am Palmsonntag kleine Geschichten um das Abendmahl auf. So erfassen sie die Bedeutung dieser zentralen Feier auf eine sinnliche Art und Weise und es macht Spass, sagt die Religionslehrerin Karin Huber.

Das Passahfest der Kinder
Im Chor der Kirche angekommen, singen die Arlesheimer Kinder das Hosianna für Jesus, der im Triumph in Jerusalem einzieht. Danach spielen sie die Abendmahlszene vor, wie sie zu biblischen Zeiten stattgefunden haben könnte. Jesus sitzt mit seinen Jüngern im Kreis, bricht das Brot und teilt den Wein mit ihnen. Zuvor hat er ihnen die Füsse gewaschen. Das intensive Proben hat sich gelohnt, wie Profis geben die Drittklässler einander das Mikrofon weiter. Man merkt, dass sie die Texte nicht bloss auswendig gelernt haben, sondern auch verstehen.
Schon Wochen vor dem Gottesdienst begannen die Religionslehrerinnen Karin Huber und Ursula Meier mit den Kindern zu üben, und diese sind begeistert dabei. Die beiden Frauen schätzen es, dass der Religionsunterricht in Arlesheim gut in den Schulalltag integriert sei. Die meisten Kinder besuchten ihn, auch viele, deren Eltern konfessionslos sind.
Manchen Kindern müsse man zuerst erklären, dass Ostern mehr als süsse Hasen und bunte Eier sei, erzählen die Religionslehrerinnen. Sie geben das Wissen über die christlich-jüdischen Wurzeln unserer Kultur weiter. Sie verstehen sich auch als Vermittlerinnen zwischen den Kulturen. Der Besuch des Religionsunterrichtes schaffe unter den Kindern Gemeinschaft, so ihre Erfahrung.
In der Regel findet der Unterricht ökumenisch statt, doch in den dritten Klassen wird getrennt unterrichtet. Die Katholiken bereiten sich auf die Erstkommunion vor, die Reformierten auf das Abendmahl.
Um den Drittklässlern das Abendmahl verständlich zu machen, verwenden die Religionslehrerinnen Erlebnisse aus dem Alltag. An einen Freund denke man in einer Situation, die man gemeinsam erlebt habe, erklärt Karin Huber den Kindern, die dazu eigene Geschichten kennen. Ähnlich verhalte es sich mit dem Abendmahl: «Wir haben Jesus zwar nie kennen gelernt. Wir erinnern uns aber an ihn, wenn wir das machen, was er gemacht hat, und ihm so nahe sind.»

Karin Müller

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