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Kommt der Papst in die Schweiz?

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21.06.2016
Die Kartause Ittingen beherbergte für zwei Tage die Abgeordnetenversammlung (AV) des Kirchenbundes SEK. Die AV wählte unter anderem den Glarner Kirchenratspräsidenten Ulrich Knoepfel in den Rat und zeigte sich befriedigt über die Pläne zum Reformationsjubiläum.

Die AV diskutierte am Montag zunächst ein Papier des Ökumenischen Weltkirchenrats (ÖRK) über das gemeinsame Kirchenbild von ÖRK-Mitgliedern und Katholiken. Aufmerksam haben die Theologinnen und Theologen unter den SEK-Abgeordneten dieses Papier studiert und darin ein traditionalistisches Kirchenverständnis entdeckt.

Weder werde auf Frauen noch auf die jüdisch-christliche Ökumene Bezug genommen, dafür die Kirchen von allen historischen Sünden reingewaschen. Vor allem Frauen vermissten den Bezug zur Ordination der Pfarrerinnen. Deshalb betonte der SEK-Vizepräsident Peter Schmid, dass von reformierter Seite «die Gleichstellung von Frau und Mann nicht verhandelbar ist».

Streit um Sex und Familie
Der Komplex der Genderfragen, Sexualethik und Familienpolitik wird den Kirchenbund in nächster Zeit besonders beschäftigen. Denn mit grossem Mehr wurde eine St. Galler Motion überwiesen, analog der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) ein Familienpapier zu erarbeiten.

Ein freudig erregter Kirchenbundpräsident Gottfried Locher projizierte dann ein Schreiben des Bundespräsidenten Johann Schneider-Ammann auf die Leinwand. Dieser bekundete darin, dass er dem Patronatskomitee zum Reformationsjubiläum beitreten werde. Zudem verkündete Locher, dass auch Bundesrat Alain Berset die Eröffnungsrede in Genf halten wird, wenn sich die Reformationsroadshow – ein fahrbares, in einem Bus installiertes Museum – zu den acht Schweizer Stationen der europäischen Reformation in Gang setzt.

Die Koordinationsarbeit und diplomatischen Bemühungen des SEK gefiel auch manch früherem Kritiker der Reformations-Feierlichkeiten. So fand der eher skeptische Berner Synodalratspräsident Andreas Zeller lobende Worte.

Kommt der Papst?
Im SEK-Büro in Bern schmiedet man seit kurzem einen weiteren kühnen Plan: Papst Franziskus in Rom soll im Jahr 2017 eingeladen werden. Ob diese Einladung auf Gegenliebe stösst, ist offen. Derzeit steht in der Ökumene das konfessionalistisch Trennende mehr im Vordergrund als ein Bekenntnis zur «Einheit in der Vielfalt».

Während sich der Abgeordnete Heinz Fischer, der im Namen der Zentralschweizer Kirchen und der Tessiner Kirche sprach, vor allem gegen ein geplantes Handbuch zur Schweizer Reformation richtete, kritisierten Vertreter der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Intransparenz bei den Finanzen und natürlich den geplanten Papstbesuch: Was solle das für eine Botschaft sein, anlässlich des Reformationsjubiläums den Papst einzuladen?

Locher verteidigte das Reformations-Handbuch, das die Zugänge der wichtigsten Reformationsforscher bündle. Zum möglichen Papstbesuch meinte er: «Man kann das Reformationsjubiläum auch ohne Papst feiern.» Der Papst habe aber die Waldenser besucht, und das sei gut gegangen. «Wir sollten nicht nein sagen zu Gästen anderer Konfessionen.» Nebenbei bemerkte er, dass der Primas der anglikanischen Kirche, Justin Welby, für den Juni 2017 bereits zugesagt habe. Den entsprechenden Bericht zum Reformationsjubiläum nahm die AV schliesslich zur Kenntnis.

Hat sich der Rat wieder gefunden?
Auch der Rechenschaftsbericht des Kirchenbunds 2015 genehmigte die AV. Verena Enzler, Synodalratspräsidentin der Solothurner Kirche, vermisste im Bericht aber ein Wort zur Trennung von SEK-Geschäftsleiter Philippe Woodtli. Sie habe auch keine Informationen gefunden, wie gut die Zusammenarbeit im Rat war und ob er sich «wieder gefunden habe».

Der Berner Synodalratspräsident Andreas Zeller fragte in der Detailberatung nach der Strategie beim Projekt «Bündelung kirchliche Kommunikation». Locher versprach einen Bericht dazu für die Herbst-AV. Man sei bezüglich «Bündelung kirchliche Kommunikation» weiterhin im Gespräch mit den Reformierten Medien und kantonalen Informationsbeauftragten.

Ein neues Reglement über den Beitragsschlüssel der SEK-Mitgliederkirchen passierte ebenfalls. Allgemein lobte man, dass man sich auf ihn verständigen konnte. Der Baselbieter Kirchenratspräsident Martin Stingelin stimmte ebenfalls zu, gab aber zu bedenken, dass «sieben Kirchen 17 Kirchen subventionieren» – auch die Baselbieter Kirche helfe mit beim Subventionieren, weise aber einen Bilanzfehlbetrag von 9.5 Millionen auf. «Irgendwann werden wir nicht bezahlen können», so Stingelin. Er folgerte: «Auch beim SEK muss man sparen.»

Schliesslich wurde auch die Jahresrechnung 2015 angenommen, die mit einem Überschuss von 29'000 Franken bei einem Aufwand von knapp 8,4 Millionen Franken schliesst. 

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Matthias Böhni, ref.ch, Delf Bucher, reformiert. / 21. Juni 2016

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