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Beerdigungen auf Distanz

von Silvana Pasquier
min
27.04.2020

Abdankungen im engsten Familienkreis gab es auch vor Corona. Nur waren sie da nicht behördlich vorgeschrieben. Und auf einen Händedruck und eine Umarmung musste auch niemand verzichten. 

Das ist anders zu Corona-Zeiten: «Jetzt ‹darf› an einer Abdankung nur der enge Familienkreis teilnehmen, und sie findet ausschliesslich am Grab statt», sagt Andreas Heieck, Pfarrer in der Kirchgemeinde St.Johann-Münster. «Weitere Menschen können sich nicht persönlich verabschieden, das kann sehr belastend sein.» Und es dürfen sich nur Familienmitglieder, die im selben Haushalt leben, nah sein. Ansonsten gilt: Abstand halten. «Da geht schon Emotionalität verloren», so der Pfarrer, der auf die spezielle Situation hinweist: «Ich bitte jeweils um Verständnis, dass die Bestattung nicht im grösseren Rahmen stattfinden kann. Dann versuche ich noch stärker persönliche Worte direkt an die Angehörigen zu richten und durch Gesten die Distanz zu überbrücken, um auf diese Weise innere Nähe trotz äusserem Abstand zu schaffen.» 

Peter Vogelsanger, Pfarrer in der Kirchgemeinde Herblingen, vermisst die Musik am Grab: «Zurzeit können wir keine Musiker aufbieten, um am Grab zu spielen, und auch das Orgelspiel fällt weg. Das Fehlen der Musik fällt ins Gewicht.» 

Der Pfarrer ermutigt Angehörige, die Beerdigung am Grab zu dokumentieren oder live zu übertragen: «Durch die Gewöhnung an ‹Social Media› nehmen viele Leute Handybilder oder Video-Chats so wahr, als wären sie persönlich dabei gewesen. Diese emotionale Nähe aus der Distanz können wir uns bei einer Beerdigung zu Corona-Zeiten zunutze machen.»  

Trotz den besonderen Umständen ist Peter Vogelsanger nicht dafür, eine Bestattung zu verschieben: «Ich habe Mühe, wenn eine Bestattung erst viel später stattfinden kann, dann ist der Todesfall schon etwas verblasst.» Eine bessere Variante sei stattdessen ein Jahresgedenken: «Man kann alle Menschen, die jetzt nicht an der Beerdigung teilnehmen können, zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Gedenkfeier einladen.» Die bis dahin verstrichene Zeit spiele dabei eine Rolle: «Man steht an einem anderen Punkt als gleich nach dem Todesfall, es stellen sich andere Fragen.» Diese Tradition des Gedenkens stamme aus dem Katholizismus: «Wir Reformierten sollten spätestens jetzt unsere eigenen Liturgien dazu erfinden.»

Adriana Schneider, Kirchenbote

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