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Gottfried Locher tritt zurück

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28.05.2020
Paukenschlag bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz: Laut einer Mitteilung vom Mittwochabend legt Präsident Gottfried Locher sein Amt per sofort ab.

Viel war in den letzten Wochen über die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EKS und ihren Präsidenten Gottfried Locher geschrieben worden. Das wenigste davon war positiv. Nun zieht Locher die Konsequenzen und legt sein Amt per sofort ab.

Wie die EKS am Abend des 27. Mai in einer Medienmitteilung schreibt, war die Handlungsfähigkeit des Präsidenten «wegen eines Geschäfts, das dem Rat am 13. April zugetragen wurde und seither intensiv behandelt wird, eingeschränkt». Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen – die EKS als Nachfolgeorganisation des Kirchenbundes besteht als solche erst seit Anfang Jahr, die Strukturen und Prozesse sind noch nicht gefestigt – habe Locher sich zum Rücktritt entschieden. Eine Diskussion um seine Person solle «nach dem Willen von Gottfried Locher die Arbeit der EKS nicht erschweren.» Vielmehr wolle er «ein Zeichen setzen, damit sich alle Kräfte auf die Weiterentwicklung der Kirche konzentrieren können.»

Brändlins Rücktritt im Zentrum
Lochers Rücktritt steht im Zusammenhang mit der Demission von Sabine Brändlin als EKS-Ratsmitglied. Brändlin hatte diese am 24. April unter anderem mit «unüberbrückbaren Differenzen» begründet. Der Rat, der daraufhin ebenfalls ein Communiqué verschickte, sprach dagegen von einem laufenden Geschäft als Grund für den Rücktritt. Allerdings könne darüber «aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes» keine weitere Auskunft gegeben werden.

Die beiden Mitteilungen wichen derart voneinander ab, dass viele in der Kirche hellhörig wurden. So forderten unter anderem die Kirchenleitungen von Bern-Jura-Solothurn, Waadt, Aargau und Zürich Transparenz von der EKS. Sie reichten eine Interpellation mit zwölf Fragen zum – weiterhin nicht bekannten – Geschäft und zu Brändlins Rücktritt ein. Diese Fragen sollen bis zur Synode vom 15. Juni beantwortet werden.

Auch das Synodebüro der EKS reagierte: So schlug das Präsidium vor, eine nichtständige Kommission mit der Aufarbeitung zu betrauen. Der Vorschlag steht am 15. Juni ebenfalls auf der Traktandenliste der Synode.

Sachverhalt wird extern untersucht
Wie die EKS am Mittwochabend mitteilte, soll die Aufarbeitung der Vorkommnisse auch nach dem Rücktritt Lochers weitergehen. Demnach hat der Rat bereits am 17. April beschlossen, den Sachverhalt von einer externen Stelle unabhängig untersuchen zu lassen. Die Stelle sei inzwischen bestimmt worden. Der Rat stehe zudem mit den Präsidien der Synode und der Geschäftsprüfungskommission in Kontakt. Bis zur Neubesetzung des Präsidiums werden Vizepräsidentin Esther Gaillard und Vizepräsident Daniel Reuter die Geschäfte führen, teilt die EKS weiter mit.

Gottfried Locher ist promovierter Theologe und hat das Amt des Präsidenten seit 2011 inne. Zuvor war er unter anderem als Pfarrer der Schweizer Kirchen in London tätig. In seine Amtszeit fällt die Umgestaltung des Kirchenbundes in die heutige EKS und das Ja der Reformierten zur Ehe für alle.

Der Rat dankt ihm «für seine Verdienste für die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz», heisst es in der Mitteilung weiter.

Vanessa Buff, ref.ch

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