Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

«Letzte Hilfe» am Lebensende

min
28.01.2022
Sterben und Tod sind nach wie vor ein Tabu, über das man nicht spricht. Nicht so im Kurs «Letzte Hilfe», der in Trimbach stattfindet. Da erhält man wichtige Hinweise für den letzten Weg im Leben.

«Erste Hilfe» kennt jeder, der den Führerschein gemacht hat. Doch wie kann man Menschen helfen, die sich in der letzten Phase ihres Lebens befinden? Die schwer erkrankt sind oder im Sterben liegen? Da besteht oft Ratlosigkeit. Der Kurs «Letzte Hilfe», der an etlichen Orten in der Schweiz, in Deutschland und anderen Ländern durchgeführt wird, hilft weiter. «Der Kurs richtet sich an alle, die sich mit Sterben, Tod und Trauer auseinandersetzen wollen», sagt Annemarie von Allmen. Sie ist psychosoziale Beratungsperson und Supervisorin und leitet zusammen mit Isabella Rütti, Fachperson aus der Pflege, den «Letzte Hilfe»-Kurs, der in der Johanneskirche Trimbach Anfang April stattfindet. «Neben den Betroffenen kommen auch andere, die sich Inputs versprechen.» Der Kurs sei niederschwellig, niemand müsse sich einbringen, sagt von Allmen. «Er ist keine Selbsthilfegruppe, die persönliche Betroffenheit steht nicht im Vordergrund.» Neben von Allmen und Isabella Rütti ist Andreas Haag als Seelsorger anwesend.

Existenzielle Erfahrung
Der Kurs bietet Informationen zu den vier Bereichen: «Sterben», «Vorsorgen und entscheiden», «Körperliche und seelische Nöte lindern» und «Abschied nehmen».

Die letzten Tage im Leben seien eine sehr intensive Zeit, eine existenzielle Erfahrung, erzählt Annemarie von Allmen. Plötzlich sei man herausgefordert, über den Tod und das eigene Leben nachzudenken. Oft geht dies an die Substanz, Emotionen und Ängste brechen auf. Einige erlebten die Tage, die noch bleiben, als etwas Kostbares. Viele Teilnehmende des Kurses nehmen die Inputs auf, um sich mit engen Angehörigen über Fragen des Sterbens, des Vorsorgens und des Abschiednehmens auszutauschen.

Das Sterben sei ein Prozess, sagt die Basler Spitalseelsorgerin Dorothee Dieterich. Auch sie veranstaltete «Letzte Hilfe»-Kurse. Fast alle schwer kranken Patienten lebten auf zwei Ebenen. «Auf der realistischen Ebene ist ihnen bewusst, dass sie bald sterben. Auf der anderen Ebene bleiben sie mit dem Leben verbunden: Wohl wissend, dass sie den nächsten Winter nicht mehr sehen, erzählen sie von ihren schönen Erlebnissen und ihren nächsten Projekten.»

Von Palliativmediziner gegründet
Ins Leben gerufen hat den «Letzte Hilfe»-Kurs der Palliativmediziner Georg Bollig. Er formulierte die Idee 2008 in der Abschlussarbeit zu seinem Master of Advanced Studies in Palliative Care. Bollig suchte einen einfachen Weg, um der breiten Bevölkerung den palliativen Grundgedanken zu vermitteln. Henry Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes, brachte Georg Bollig auf die Idee zu diesen Kursen. Der Schweizer stand auf dem Schlachtfeld von Solferino den schwer verwundeten Soldaten bei. «Die Sterbenden flehten ihn an, an ihrer Seite zu bleiben, damit sie nicht alleine sterben mussten.» So habe Dunant gleichzeitig erste und letzte Hilfe geleistet, dies zeige, dass es keinen Gegensatz gebe, meint Bollig. Der Arzt arbeitet heute in einer Palliativklinik.

Bolligs Standpunkte finden sich auch im Buch «Palliative Care für alte und demente Menschen lernen und lehren». Die ersten Kurse fanden 2014 in Norwegen und 2015 in Deutschland und Dänemark statt. Inzwischen gibt es die Kurse auch in der Schweiz, vorab in Graubünden, Zürich, im Aargau, in Basel und Bern. Die meisten der Kurse sind rasch ausgebucht.

Tilmann Zuber

Unsere Empfehlungen

51 Jahre für die Musik

51 Jahre für die Musik

Als 15-Jährige spielte Elisabeth Schenk erstmals in einem Gottesdienst. Der Winznauer Pfarrer hatte sie angefragt. Aus diesem Auftritt wurden 51 Jahre, in denen Schenk die Kirch­gemeinde musikalisch begleitete.
69-Jährige im neuen Look

69-Jährige im neuen Look

Das «Wort zum Sonntag» gehört zu den ältesten Sendungen von SRF. Jetzt wurde ihr Auftritt optisch überarbeitet. Über die alte Sendung in neuem Glanz.