«Wir haben die beste Botschaft»
«Das ist doch kein Alter», lacht Peter Nowak. Vor ihm läge noch das halbe Arbeitsleben, meint der 51-Jährige. Und Renato Maag, der nur zwei Jahre jünger ist, pflichtet ihm bei: «Auch Paulus hat erst im höheren Alter und über Umwege zu seiner Berufung als Apostel gefunden.»
Im August haben die beiden ihr Vikariat in der Kirchgemeinde Olten aufgenommen. Nowak bei Pfarrer Erich Huber in Wangen, Maag bei Pfarrer Uwe Kaiser in Olten. Im Gespräch blitzt ihre Begeisterung auf, nach dem langen Theologiestudium jetzt endlich selbst auf die Kanzel steigen oder Religionsunterricht erteilen zu können. «Wie machst du das?», fallen sie sich immer wieder ins Wort.
Beachtlicher Rucksack
Das Alter der beiden Vikare ist keine Ausnahme. Während früher die meisten Absolventen zwischen 25 und 30 Jahre alt waren, so ist heute ein Grossteil jenseits der 40-Jahre-Grenze. Hinter ihnen liegen Karrieren in den verschiedensten Berufen. Zum Pfarrberuf gelangen sie über Umwege. So auch bei Peter Nowak und Renato Maag. Beide bringen einen beachtlichen Rucksack an Ausbildungen mit sich. Renato Maag sieht dies als Vorteil: Gerade beim Schulunterricht könne er auf seine Erfahrungen als Lehrer beim Freien Gymnasium Zürich oder bei der kaufmännischen Berufsschule zurückgreifen, wo er Wirtschaft unterrichtete.
Renato Maag studierte Wirtschaft an der renommierten Handelshochschule St. Gallen. Doch statt für Marketing und Finanzierung interessierte er sich bald mehr für Wirtschaftsethik und Medienpädagogik.
Schon vor dem Studium arbeitete Maag als Werbetexter. Er gründete sein eigenes Büro für Marktkommunikation. All dies befriedigte Renato Maag zu wenig. Er erinnerte sich daran, wie er als Jugendlicher begeistert den Ausführungen seines Religionslehrers folgte, der die Sintflutgeschichte «auseinandernahm». 2006 beschloss er, das Theologiestudium in Zürich aufzunehmen.
Peter Nowak hat nicht nur beruflich einen weiten Weg zurückgelegt, sondern auch geografisch. «Alle sechs Jahren zog ich um», verrät der Globetrotter, der in Geesthacht bei Hamburg geboren wurde. Vom Elbeufer zog er nach Braunschweig, Linz, Basel und nach Wien. «Am Rhein lernte ich meine Frau kennen und lieben», erzählt er. Inzwischen hat er mit ihr drei Kinder.
In all den Jahren studierte Peter Nowak Theologie, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete daneben in einem Verlag. Er musste Geld verdienen. Zeitweise lebte die kleine Familie in einem Studentenheim. Nowak ist seiner Frau dankbar, dass sie ihn in dieser Zeit unterstützte. 2010 schloss er sein Theologiestudium ab und unterrichtete Religion an der Münchensteiner Primarschule.
Freut sich auf die Vielfalt des Pfarrberufs
Was reizt die beiden gestandenen Herren daran, auf die Kanzel zu steigen? Renato Maag ist davon überzeugt, dass die Kirche «die beste Botschaft» hat. «Die Frage ist, wie man sie vermitteln und andere dafür begeistern kann», meint der Vikar. Das gilt für die Werbung wie für den Unterricht. Auch dort gehe es darum «das Wort so runterzubrechen, dass es verständlich wird».
Peter Novak fasziniert die Vielfalt des Pfarrberufs. «Ich komme mit den unterschiedlichsten Menschen zusammen», erklärt er. Ihm ist es wichtig, die Botschaft von der bedingunslosen Liebe Gottes zu den Menschen weiterzugeben. «Wir sind keine Marionetten, sondern Geschöpfe Gottes, die kostbar sind.»
Angst vor der unsicheren Zukunft der Kirchen haben die beiden nicht. Trotz Mitgliederschwund werde die Arbeit nicht abnehmen, ist Peter Nowak überzeugt. Gerade die Anzahl der Betagten nehme in der Gesellschaft zu.
Die Kirche solle kein «Jämmerliverein» sein, gibt sich auch Renato Maag zuversichtlich. «Reformierte Kirche bedeutet ja, dass sich die Kirche reformiert und entwickelt.» Er freue sich, später als Pfarrer an diesem Prozess mitwirken zu können.
Tilmann Zuber
«Wir haben die beste Botschaft»