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Angst vor der Zukunft

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01.01.2016
Drei Landeskirchen sammeln am Bettag für Hilfe in Syrien. Aus erster Hand berichtete Pater Georges Arnoud Basler Kirchenvertretern über die Lage der Christen in Syrien.

Die Meldungen in den Medien über den Krieg in Syrien sind dieser Tage ein steter Begleiter. Während die Politik der Grossmächte für Schlagzeilen sorgt, gehen Anliegen von Minderheiten fast verloren: zum Beispiell jene der Christen in Syrien. Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, und Monika Hungerbühler, Co-Dekanatsleiterin der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt, hatten die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die Lage der christlichen Minderheit in Syrien zu informieren.
Für kurze Zeit weilte Pater Georges Arnoud vom Brasilianer-Salvatorianer-Orden und Angehöriger der Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche in Basel. Arnoud betreut zusammen mit zwei Seelsorgern die Pfarrei St. Cyril, die mit 15 000 Gläubigen grösste in der Stadt Damaskus. Seit einem Jahr würden kirchliche Einrichtungen der Christen Opfer gezielter Angriffe, erzählt Arnoud. Selbst entging er nur einem Granateneinschlag, weil er sich nicht im getroffenen Zimmer seiner Wohnung befand. Und dennoch sagt er: «Wir leben in Damaskus mit den anderen Religionsangehörigen gut zusammen, die Kontakte zu den Glaubensgemeinschaften sind intakt.» Diese Beziehungen würden aber durch den Krieg zunehmend belastet, stellt er fest.
«Für die christliche Minderheit in Syrien geht es in diesem Krieg um die Existenz», sagt Pater Georges. Nicht die Angriffe der Aggressoren oder wirtschaftliche und politische Belange des Krieges bildeten die Spitze ihres Sorgenbarometers, sondern die Angst vor der unsicheren Zukunft. «Egal, wie der Krieg ausgehen wird, es wird für die Christen existenzielle Folgen haben», sagt Georges Arnoud. Mit Sorge blicke man auf die zunehmende Entchristlichung des Nahen Ostens.
«Die Christen wollen hierbleiben»
Hilfe materieller und ideeller Art für die stark leidende Bevölkerung sei sehr willkommen und mildere die ärgste Not, hält Arnoud fest, «um aber eine Zukunft zu haben, wäre die Intervention der internationalen Politik nötig. Dies aber liegt nicht in unseren Händen.» Trotz der Kriegswirren versuchen Pater Georges und seine Mitstreiter das Gemeindeleben so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Doch die Anschläge unterbinden dieses Ansinnen immer wieder. Dennoch sei der starke Wille der Gläubigen spürbar: «Die Menschen wollen hierbleiben. Schliesslich liegen die Wurzeln des Christentums in diesem Land.»
Lukas Kundert und Monika Hungerbühler zeigten sich sehr betroffen von den Schilderungen Arnouds. Michael Bangert, Pfarrer der Christkatholischen Kirche Basel-Stadt, war leider verhindert. Die Bettagskollekte der drei Landeskirchen kommt der Organisation Kirche-in-Not für die Syrienhilfe zugute (www.kirche-in-not.ch, Konto 60-17200-9).


Zum Bild: Pater Georges Arnoud informiert Lukas Kundert und Monika Hungerbühler über die Lage der Christen in Syrien. |zvg

Franz Osswald

Links:
www.kirche-in-not.ch

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