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Berner Diakonissen erstmals mit «weltlicher» Leitung

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01.01.2016
Das Berner Diakonissenhaus bekommt eine neue Leitung. Die neue «Chefin» ist erstmals keine zölibatär lebende Schwester, sondern eine verheiratete Beraterin.

Oberin Lydia Schranz, welche die Berner Schwesterngemeinschaft 25 Jahre lang als Oberin geleitet hat, tritt auf Ende Mai von diesem Amt zurück und nimmt sich vorerst eine halbjährige Auszeit, bevor sie wieder als «ganz gewöhnliche Schwester» ins Mutterhaus zurückkehrt.
Auf Anfang August wird nach einer zweimonatigen Übergangszeit Dorothea Marti-Henny die Leitung des Diakonissenhauses übernehmen. Sie ist nicht Mitglied der Gemeinschaft, wird nicht intern wohnen und auch nicht wie die anderen Schwestern zölibatär leben.
Dorothea Marti ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Sie war ursprünglich Lehrerin, arbeitet heute aber als Beraterin für Bildungsmedien bei der Pädagogischen Hochschule.
Der Stellenwechsel sei für die 55-jährige Schwarzenburgerin eine «spannende Herausforderung». Was sie genau als Leiterin der Schwesterngemeinschaft erwartet, kann sie heute noch nicht abschätzen, sie freue sich aber auf eine «faszinierende Organisationsaufgabe nahe bei den Menschen». Sie wird die Stelle als 60-Prozent-Anstellung antreten, mit der Aussicht auf Anpassung, falls dies sich als nötig erweisen sollte.

Ein Paradigmenwechsel

Für den 171-jährigen reformierten «Orden» ist die Anstellung einer «Externen» eine Herausforderung, ja ein Paradigmenwechsel. Bisher hatte immer eine der Schwestern das Leitungsamt inne. Und die Oberin der Gemeinschaft war auch immer Mitglied des Stiftungsrats. Das wird künftig nicht mehr der Fall sein. Dorothea Marti wird nicht mehr im obersten Gremium der Stiftung mitentscheiden.
Die Schwesterngemeinschaft ist in der stark gewandelten Stiftung diaconis nur mehr eine von diversen Einrichtungen. Das war zu Gründerzeiten und bis weit ins 20. Jahrhundert anders. Noch 1930 waren die damals 1300 Berner Diakonissen im Besitz von 120 Häusern in der ganzen Schweiz. Heute umfasst die Gemeinschaft noch 46 Schwestern. Und Schwester Lydia Schranz, die zurücktretende letzte Oberin, ist mit ihren 62 Jahren die jüngste unter ihnen.


Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Lydia Schranz, Oberin der Berner Diakonissen, wird nach 25 Jahren wieder «ganz gewöhnliche Schwester».
Alexander Egger

Rita Jost / reformiert.info

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