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Den Himmel in den Augen spiegeln

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01.01.2016

Herr Olbrich, Sie fotografieren Kirchen und haben jetzt zu Ihrer aktuellen Ausstellung den zweiten Postkartenkatalog mit Fotos herausgegeben. Wie viele Kirchen haben Sie schon fotografiert?
Das kann ich nicht sagen, aber es sind bestimmt über tausend Fotos.

Was fasziniert Sie an Kirchen als Fotosujet?
Es fing damit an, dass ich nach einem Symbol für den Glauben suchte. Ich stiess auf das Kreuz, das überall im Alltag zu sehen ist, in Fensterkreuzen zum Beispiel. Ich habe diese Kreuze fotografiert, fand aber bald heraus, dass mir als Reformiertem das Kreuz als Symbol des Glaubens nicht ausreicht. Es fehlt mir die Auferweckung. So kam ich auf die Sonne und Reflexionen als Symbole. Ich hielt fotografisch fest, wie sich das Sonnenlicht in Fenstern spiegelt. Irgendwann kam eine Kirche mit ins Bild und später die Schrift dazu.

Was möchten Sie mit diesen Spiegelungen ausdrücken?

Ich möchte die unsichtbare Seite von Kirche darstellen, das, was man nicht sofort sieht, was aber Kirche bedeutet: Vertrauen, willkommen sein, Schutz, Liebe, Glück, Frieden. Indem sich Kirche in Worten des Alltags spiegelt, entsteht eine Beziehung zwischen Alltag und Kirche, zwischen Wort und Bild.

Als Sie mit Ihren Fotos vor einigen Jahren den Themenweg auf dem Leuenberg illustrierten, sagte Ihr Kollege Pfarrer Christian Bühler, dass Sie in Ihren Fotos «etwas vom Himmel in den Fenstern und Augen der Menschen spiegeln».
Ja, darum ist es mir auch wichtig, dass ich die Fotos nicht nachträglich bearbeite, wie viele glauben. Die Spiegelungen sind echt. Sie liegen so vor Augen. Ich muss sie nur finden und fotografieren.

Welche Kirche, die Sie fotografiert haben, ist die spannendste?
Das ist schwierig zu sagen. Vom Kölner Dom habe ich sehr schöne Fotos gemacht. Mich faszinieren aber auch unsere Kirchen. Für die neuen Bilder habe ich das Thema «bei uns» gewählt, um zu zeigen, welche Schönheiten man hier entdecken kann.

Gibt es Kirchen, die Sie nicht fotografieren würden?
Eine Kirche muss auf dem Foto erkennbar sein. Darum eignen sich alte Kirchen mit Türmen, Fenstern und Dachreitern besser. Bei den modernen vermisse ich diese wunderbare Formgebung. Sie bieten sich für meine Fotografien weniger an.


Fotoausstellung «Kirche bei uns», bis Ende Februar, Montag bis Freitag, 911 und 1517 Uhr, CAFE L 25, Liestalerstrasse 25, Lupsingen; Postkartenkatalog II, 10 Fr., zu beziehen bei Andreas.Olbrich@Reigoldswil.ch

Interview: Karin Müller

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