Erfolgsstory im Eigenverlag
Sie erinnern an den Gaston-Erfinder Franquin: Schwungvoll gezeichnet oft mit schwarzem Humor haben die Helden Willy Grunch, Marcel und Roboter Robi mit Tücken des Alltags zu kämpfen. Erfahren schmerzhaft, dass die virtuelle Welt der Pornoseiten im Internet nicht aufs reale Leben übertragbar ist. Realisieren zu spät, dass man Geld nicht essen kann. Und stossen bei alldem wie beiläufig auf die grossen Lebens- und Glaubensfragen.
Der 47-jährige Alain Auderset hat eine eigenständige Welt geschaffen. Acht Comic-Bände und ein Buch mit kurzen Texten sind von ihm erschienen allesamt im Eigenverlag. In seinem Fall ist das aber nicht gleichbedeutend mit wenig Erfolg: Nach eigenen Angaben sind seine Werke in bisher sieben Sprachen übersetzt worden, über 100 000 Comics habe er verkauft. Sechs Preise hat der Zeichner und Autor eingeheimst, drei in Europa und drei in den USA.
Ideen aus dem Wald
Seit sechs Jahren finden die Auderset-Ideenwelten aus einer ehemaligen Kirche im bern-jurassischen St. Imier in die weite Welt. Im Atelier stapeln sich Paletten mit Comics zwischen Arbeitsplätzen mit Computern, grossen Pflanzen in Kübeln und einzelnen grossen Prints von Cartoons. Die Einfälle kommen dem überzeugten Christen aber nicht nur hier. Im Buch «Rendez-vous dans la forêt» beispielsweise sind geschriebene Geschichten zu finden, auf die er während seinen geliebten Waldspaziergängen kam.
Auch auf der Bühne ist Alain Auderset zu sehen und hören: mit seinem Comedy-Programm «One man show» oder als Gitarrist der Band Saahsal. Oder mit seinem variabel langen «Lebenszeugnis». Zudem hat er mit dem Moondog Animation Studio kurze Willy-Grunch-Animationsfilme produziert. Und er hat noch vieles vor: «Ich möchte eine längere Geschichte schreiben, in der Art wie Narnia. Wunderbar wäre es auch, einen grossen Film zu machen, oder ein Videogame», erzählt Auderset von seinen Plänen. «Ich möchte einfach die Leute erreichen mit dem, was sie mögen.» Und das dürften von ihm aus gern noch mehr sein, die sich nicht als Christen bezeichnen.
Ausstellung in der Kirche
Als Nächstes erscheint aber der zweite Band mit Willy Grunch, weitere Übersetzungen stehen an. Zudem sucht Auderset einen Verlag es sei einfach sehr viel geworden, alles selber zu machen, selbst mit Hilfe seiner Leute, sagt der Zeichner. So schätzt er es auch, dass der Pfarrer Luc Ramoni die Kuratierung der aktuellen Ausstellung in der église du Pasquart in Biel übernommen hat. Ramoni habe alle Bände von Auderset gekauft und ihm gesagt: «Ich möchte dies und das und jenes zeigen.» Das habe ihm sehr gefallen, sagt Auderset: «Dass ein Pfarrer zu mir gekommen ist mit dieser klaren Vorstellung.»
Die Ausstellung mit dem Titel «Dieu existe ?!» läuft bis am 3. Oktober. «Es ist aber alles auf Französisch», wendet Auderset in seinem charmant gefärbtem Berndeutsch ein, als er erfährt, dass dieser Artikel im deutschsprachigem Raum erscheint. Trotzdem freut er sich natürlich. Es seien verschiedenste Zeichnungen aus seinen Werken zu sehen. Und zwar in Bildern, die die Leute anregen sollen zu denken: «Ah ja! Das kenne ich, so ist es!» Denn Alain Auderset ist überzeugt: «Viele empfinden es als langweilig, über Gott nachzudenken. Trotzdem ist er uns nah, jeden Tag. Und immer wieder finden wir im Alltäglichen Antworten.»
Dieu existe ?!
Die Ausstellung mit Werken von Alain Auderset ist vom 22. August bis 3. Oktober 2015 in der église du Pasquart in Biel zu sehen. http://reseaudesjeunes.net/
Geöffnet mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung mit Luc N. Ramoni (079 689 68 47).
Auf der Website von Alain Auderset http://www.auderset.com/de/de/ sind zahlreiche Kostproben seines Wirkens zu finden, ebenso auf seinem Youtube-Kanal https://www.youtube.com/user/alainauderset.
Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».
Zum Bild: «Eine Welt ausserhalb des Wassers?! Pah! Lächerlich!»
Alain Auderset
Marius Schären / reformiert.info / 21. August 2015
Erfolgsstory im Eigenverlag