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Film über verfolgte Christen sorgt für Diskussion

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01.01.2016
Am Internationalen Filmfestival Locarno sorgte eine Absage für hohe Wellen: Die Festivalleitung hatte es abgelehnt, einen Film über verfolgte Christen im Irak zu zeigen. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit gelangte der Film doch noch auf eine Leinwand in Locarno.

Dass ein eingereichter Film von einem Filmfestival eine Absage erhält, zählt zur Berufsroutine eines jeden Filmschaffenden. Genau dies widerfuhr auch der Schweizer Regisseurin Aida Schlaepfer Al Hassani mit ihrem Film «Noun». Dass das Nein des Filmfestivals Locarno im Tessin dennoch eine öffentliche Debatte auslöste, ist dem Thema dem Schicksal verfolgter Christen im Irak und der katholischen Tessiner Tageszeitung «Giornalo del Popolo» geschuldet.
Filmerin Schlaepfer Al Hassani bestätigt, dass ihr die Festivalorganisation in einer Standard-E-Mail eine Absage erteilte. Erst als «Giornalo del Popolo» den Entscheid kritisierte, sah sich das Festival zu einer Stellungnahme veranlasst. Der künstlerische Leiter, Carlo Chatrian, begründete die Absage damit, dass der Film ästhetischen und formalen Kriterien nicht genüge. Die Zeitung kritisierte den Entscheid der Festivalleitung heftig .
Wer nun vermutet, dass auch Filmerin Schlaepfer Al Hassani mit «Noun» einzig auf das Schicksal christlicher Flüchtlinge aufmerksam machen will, liegt falsch: Die in Bagdad geborene Schlaepfer Al Hassani ist Muslima. Deshalb sei ihr eine religiöse Ausrichtung auf ein Thema fremd: «Ich hätte genauso gut auch einen Film machen können über Juden im Irak, wenn die Situation vergleichbar wäre.» Es sei nun aber ein Fakt, dass Christen im Irak, vergleichbar mit den Jesiden, systematisch vertrieben, gefoltert, versklavt und ermordet würden.
Die geballte Berichterstattung über den Film sorgte dennoch dafür, dass «Noun» den Weg auf eine Leinwand in Locarno schaffte. Im Rahmen des Alternativprogramms «LAltra Faccia del Pardo» wurde der Film vor rund 120 Zuschauern gezeigt. Für die Premiere reiste extra Kirchenbunds-Präsident Gottfried Locher an. Zum Film äussert er sich zurückhaltend. Das Thema sei sehr wichtig, und der Film beinhalte berührende Bilder, die ihm «unter die Haut gingen», sagt Locher. Zugleich habe er gemischte Gefühle, was die Qualität betreffe.
Ausgezeichnet wurde ein anderer Film aus dem Nahen Osten: «Paradise» heisst der Preisträger der Ökumenischen Jury am Filmfestival Locarno. Der iranische Film zeigt die schwierige Situation von Frauen und Mädchen im Iran. Es sei ein starker, mutiger Beitrag, begründete die Jury die Vergabe des Preises.

Oliver Demont ref.ch

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