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Leserbriefe

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01.01.2016
Ihre Zuschriften im September.

Kibo Juli/August, September

«Reformierte Stimme stärken»
Neue Kirchenverfassung ist nicht beschlossene Sache
Der Beitrag zum neuen Verfassungsentwurf des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK erweckt den Eindruck, als sei hier vieles bereits beschlossene Sache, trotz des Hinweises auf die laufende Vernehmlassung. Alle Formulierungen im Indikativ klingen so, als sei die Vernehmlassung nur noch eine reine Formsache. Dem ist nicht so. In verschiedenen Mitgliedskirchen regt sich massiver Widerstand gegen den neuen Verfassungsentwurf mit einer Trennung von Kirche und Verwaltung, die so schlicht nicht durchführbar ist. Zudem läuft es dem reformierten Selbstverständnis und der reformierten Tradition vollkommen zuwider, wenn das Präsidialamt des Kirchenbundes zu einem quasi Bischofsamt, institutionell vergleichbar der katholischen Kirche, «aufgewertet» wird. Mit einem solchen neu geschaffenen Amt und einer nationalen Synode würde ein neuer Dirigismus von oben entstehen. Zudem würde eine solche nationale Synode das Gewicht der grossen Kirchen zusätzlich stärken und die kleinen Kirchen, wie auch unsere Schwyzer Kantonalkirche, schwächen. Auch widerspricht es dem demokratischen Grundverständnis von uns Reformierten, wenn sich künftig das Gewicht der Stimmen an der Finanzkraft der Mitgliedskirchen orientieren soll und nicht an deren Mitgliederzahl. Dies kann und darf nicht sein.
Pfarrer Jürgen Will, Kirchenrat der Schwyzer Kantonalkirche

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Kibo September

Interview mit Konstantin Wecker
Der Glaube bewährt sich in der Wüste
Was die religiöse Haltung Konstantin Weckers betrifft, lässt sie den Zeitgeist in abgerundeter Form erkennen. Da ist nichts Aussergewöhnliches dabei. Er gibt zu, Agnostiker und Atheist zu sein. Muss ich das im Kirchenboten lesen? Die meisten Kunstschaffenden, die ich kenne, halten es mit Weckers Interview. Was bedeutet es heute, sich gegen die Kirche zu stellen? Ausgetreten muss ja sein, das gehört zum guten Ton und sonst wäre man ja unglaubwürdig: Kirche als mafiöser, patriarchaler, gewaltbereiter, verklemmter Verein voller Neurotiker. Es ist immer von dieser «Kirche» die Rede, als gäbe es keine andere. Von der lebendigen und offenen christlichen Gemeinde, die sich in Jesu Namen zusammenfindet, ist nichts zu hören. Der Hinweis, mit dem Eintritt in die Kirche darauf zu warten, bis eine Päpstin in Rom einzieht, ist ein abgewetzter Witz. Und religiöse Gefühle beim Hören von Mozart zu empfinden, kostet nichts. Das macht aber konkretes Gottvertrauen und den Glauben nicht aus. Der Glaube bewährt sich in der Wüste, dort, wo weder Geigenklang noch Mystiker vernehmbar sind. Zudem hat die jeweilige Orthodoxie das angefochtene Judentum oder die Kirchen im Untergrund in Wüstenzeiten gestützt und bewahrt. Nicht jede Orthodoxie endet zwangsläufig in Chauvinismus und Gewalt. Ob das Konstantin Wecker genügend bekannt ist?
Stephan Tramèr, Basel

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Kibo Juni BS, Juli/August, September

«Theologen rügen Weltkirchenrat»
Wer gibt ihnen eine Stimme?
Es sei einem einfachen Kirchenmitglied erlaubt, sich abermals in diese Diskussion zu mischen. Dabei geht es mir keineswegs um Polemik, sondern einzig um intellektuelle Redlichkeit. Mein erneutes Studium der sogenannten «Erklärung von Beirut» des Ökumenischen Rats der Kirchen kann den Vorwurf des «Antisemitismus» und «neu-alte(r) Judenfeindlichkeit», den die Theologen Stegemann äusserten, in keiner Weise bestätigen. Hingegen wendet sich die obgenannte Erklärung gegen den «christlichen Zionismus» und dessen Verwendung als politische Waffe und ruft dringlich nach einer Konfliktlösung vor Ort, nämlich im Mittleren Osten. Erklärungen ex cathedra, Belehrungen und Streitereien mitteleuropäischer Christen und Christinnen können bestenfalls unser Gewissen aufwühlen und wieder beruhigen. Menschenrechtsverletzungen aber lassen sich mit keinem noch so klugen theologischen Argument aus der Welt schaffen. Wer geht auf die Menschen in Israel und Palästina zu, die leiden und nach Frieden und Gerechtigkeit dürsten? Wer gibt ihnen eine Stimme?
Jean-Jacques Dünki, Basel

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29.08.2013: «Ich bin keiner, der lästert oder religiöse Gefühle verspottet»

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