Mehr als nur Arbeitskräfte
Zurzeit beherrscht die Initiative gegen Masseinwanderung die Medien. Hunderttausende Ausländer sind in den letzten Jahren in die Schweiz eingewandert. Braucht es Kontingente für die Zuwanderung, wie es die SVP fordert? Die Kirchen sagen «nein» und weisen darauf hin, dass Menschen keine Massen sind. Menschen sind Individuen mit ihren Schicksalen und Geschichten. Als vor vierzig Jahren die Italiener einwanderten, prägte Max Frisch den Satz: «Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen.» Die Südländer sind heute so selbstverständlich wie die Pizzeria um die Ecke. Heute bestreitet niemand, dass Ausländer die Schweiz auch bereichern.
Frischs Aussage gilt bis heute. Sie kann sich auf die biblische Tradition beziehen, die nicht zwischen «Fremden» und «Einheimischen» unterscheidet. Paulus betont das Verbindende, wenn er schreibt: «Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.»
Menschen sind nicht nur Arbeitskräfte. Gerade da legt die SVP-Initiative den Finger auf den wunden Punkt, wenn sie die Masslosigkeit, auch der Wirtschaft, thematisiert. Sie weist darauf hin, dass Jugendliche, ältere Arbeitnehmende und die Löhne heute unter Druck geraten. Die Zuwanderung ist auch ein einträgliches Geschäft. Es wird die Aufgabe der Wirtschaft und Politik sein, zu beweisen, dass für sie Schweizer wie Ausländer mehr als eine Masse sind, die man in einer globalisierten Welt hin- und herschieben kann, ohne die Verantwortung zu übernehmen.
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