Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Musikalisches Plädoyer für Mitmenschlichkeit

min
16.12.2019
Sein Weihnachtsoratorium «Friede auf Erden» holt die biblische Geschichte in die Gegenwart. Dabei plädiert der Komponist Peter Roth sanft, aber eingehend, für mehr Mitmenschlichkeit.

Dies liess die Zuhörerinnen und Zuhörer in der vollbesetzten katholischen Kirche in Alt St. Johann nicht unberührt. Summend stiegen sie ins «Stille Nacht» ein. Später stimmten sie sieben Choräle an, die der Toggenburger Komponist sehr bewusst eingebaut hatte. «Wir gehören wohl noch zur letzten Generation, die diesen Melodienschatz in sich trägt.» Er kam zum Tragen, wenn auch die Texte einen neuen Inhalt hatten.

Fries Bilder, Roths Musik
Im Zentrum aber stand der Bilderzyklus des Wattwiler Malers Willy Fries. Er hatte die Passionsgeschichte mit Bildern von Schlachtfeldern, Kindermord und Flucht in die Zeit des Zweiten Weltkriegs gesetzt. Roth stellte sich diesen Gemälden, breitete dazu einen dichtgewobenen Klangteppich aus, erarbeitete Texte, wies sie den Solisten und dem Chor zu. 

Herr Odes, Maria und Elisabeth
So lebte denn das Werk vom Gesang (der Engel) durch das Chorprojekt St. Gallen, der Altstimme Elisabeths (Margrit Hess), der Sopranstimme Marias (Kathrin Signer) und durch die Tenorstimme Herr Odes (Jens Weber), der zu Beginn nur Spott und Hohn übrig hat, eine Gegenwart Gottes anzweifelt, auch aus Angst, seine Macht zu verlieren. 

Holz- und Streichinstrumente
Wie bei der «Toggenburger Passion» besetzte Roth das Ensemble mit Holz- und Streichinstrumenten. Die «Appenzeller-Original-Streichmusik» Geschwister Küng holten die Weihnachtsbotschaft in die Gegenwart: Mal lüpfig leicht, einmal mit Marschrhythmus. Nie aber wirkte die Musik pompös oder überladen, vielmehr füllte die Klangvielfalt den Kirchenraum mit eindringlicher Zurückhaltung aus und endete im Anstimmen des Gloria, dem Dank für Christi Geburt und der damit verbundenen Hoffnung auf eine Zukunft mit mehr Mitmenschlichkeit, mehr Friede auf Erden.

Siehe auch:

Fotogalerie
Statt einen Ferrari…  Artikel vom 11.11.2019
Die Kraft kommt aus dem Kleinen… Artikel vom 21.12.2019
«Wisst ihr denn nicht?» Artikel November 2018

 

Text und Bilder: meka   – Kirchenbote SG, 16. Dezember 2019

 

Unsere Empfehlungen

«Zwingli hatte den Mut, alte Zöpfe abzuschneiden» (1)

Christoph Sigrist (52) ist Botschafter des Zürcher Reformationsjubiläums und predigt am Grossmünster, der Wirkstätte des Reformators Huldrych Zwingli. Er ist überzeugt: Zwingli ist auch 500 Jahre nach der Reformation hochaktuell. Das Reformationsjubiläum 2019 bietet der Kirche Gelegenheit, sich auf ...