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Orthodoxe Gemeinde gegründet

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01.01.2016
Anfang Mai fand in Herblingen der erste Gottesdienst einer Gemeinde eritreischer Christen statt mit Unterstützung der reformierten Kirche.

Ein Dutzend Männer und Frauen sowie einige Kinder haben sich am frühen Sonntagmorgen im Trülli versammelt. Frauen und Männer sitzen getrennt, die Frauen haben den Kopf mit weissen Tüchern bedeckt. Auch Diakon Daniel Ghebretnsae ist ganz in Weiss gekleidet. «Die Farbe symbolisiert das heilige Licht», sagt er. Er singt und betet vor, die kleine Gemeinde antwortet. Liturgiesprache ist Geez, das im Alltag nicht gebraucht wird. Der Gottesdienst dauert drei Stunden.
Gegen Ende der Feier überreicht Doris Brodbeck von der Fachstelle Ökumene, Mission und Entwicklung dem Diakon eine Zürcher Bibel als Geschenk der Kantonalkirche. Diese hat den Raum vermittelt, den die Kirchgemeinde Herblingen der kleinen Migrantengemeinde zunächst für eine dreimonatige Probezeit gratis zur Verfügung stellt. «Es gehört zu unserer Tradition, dass wir offen und gastfreundlich sind», sagt Pfarrerin Dorothe Felix. Die reformierte Kirche versteht die Unterstützung auch als Beitrag zur Integration. «Wir hoffen, dass es auch zu Kontakten zwischen Schweizern und Migranten kommt», sagt Doris Brodbeck.
Gemäss Andi Kunz, Leiter der Abteilung Integration beim Kantonalen Sozialamt, leben im Kanton rund 170 Eritreer und Eritreerinnen. Kunz begrüsst die Gemeindegründung, welche den Migranten ein Netzwerk ermögliche. Eritreer bilden in Schaffhausen eine der grössten Flüchtlingsgruppen, vor allem 2011 sind viele neu in die Schweiz gekommen. Unter den Männern gebe es viele Deserteure und Wehrdienstverweigerer. Wegen der angespannten Lage im Land komme es auch zu Spannungen unter den eritreischen Migranten in der Schweiz. Rund 60 Prozent der Eritreer in Schaffhausen gehören der orthodoxen Tewahedo-Kirche an.
Am Schluss des Gottesdienstes versammeln sich alle um einen Tisch, essen Brot und trinken Tee. Es ist das erste Essen am Tag, denn der Gottesdienst wird nüchtern gefeiert. Diakon Ghebretnsae, der im Kanton Zürich wohnt, freut sich, in Schaffhausen eine Gemeinde aufzubauen und begleiten zu können. «Ich bin immer noch Diakon, in Ausbildung zum Pfarrer», sagt er. Jetzt könnten in Schaffhausen auch Taufen und Hochzeiten gefeiert werden. Denn bisher mussten die eritreischen Christen dafür nach Zürich fahren.

Barbara Helg

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