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SVP-Initiative gegen das Freiburger Islamzentrum wird geprüft

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01.01.2016
Die Initiative gegen das Islamzentrum an der Universität Freiburg ist zustande gekommen. Aber ob sie gültig sein wird, muss noch entschieden werden.

9000 Unterschriften hat die Freiburger SVP gegen das Islamzentrum in einem halben Jahr gesammelt. 6000 wären nötig gewesen. Ob das Volk jetzt darüber befinden muss, steht aber noch nicht fest, denn der Initiativtext ritzt möglicherweise die Verfassung. Der Initiativtext verlangt, dass die Verfassung des Kantons Freiburg in dem Sinne zu ändern sei, «dass es eine einzufügende Rechtsgrundlage nicht erlaubt, das geplante Zentrum Islam und Gesellschaft und somit jegliche staatliche Imam-Ausbildung einzuführen».

Umstrittener Text
Diese etwas umständliche Formulierung ist wohl bezeichnend: nicht nur hat das Zentrum bereits Anfang Jahr mit dem Segen der Unileitung und mit medialer Begleitung seinen Betrieb aufgenommen, es ist wohl auch allen klar, dass in der Schweiz Lehrfreiheit herrscht. Die Rektorin der Universität Freiburg, Astrid Epiney, äusserte sich in den Freiburger Nachrichten klar: «Keine Partei kann der Universität vorschreiben, welches Zentrum sie aufbauen und welche Forschung sie betreiben soll.»

Wenig Reaktionen
In politischen und kirchlichen Kreisen wurde das Zustandekommen der Initiative kaum kommentiert. Beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK verweist man lakonisch auf eine ältere Stellungnahme, die aber immer noch Gültigkeit habe. Man begrüsse islamische Gelehrte mit guten Kenntnissen einer Landessprache. Sie seien Voraussetzung für Dialogfähigkeit mit anderen Religionen und Wissenschaften. «Ein Geistlicher, das gilt für alle Religionen, muss seine Tätigkeit im Bewusstsein seiner gesellschaftlichen Verantwortung ausüben. Es ist unser Anliegen, dass wir mit kompetenten Partnern einen interreligiösen Dialog führen können.» Die islamischen Vereine haben auf das Zustandekommen der Initiative gar nicht reagiert.
Im Freiburger Parlament war die Stimmung in der Herbstsession 2014 ebenfalls klar gewesen. Ein Vorstoss der SVP damals gings noch um die Eröffnung des Zentrums wurde klar abgewiesen.

Keine Imam-Ausbildung
Gegner der Initiative weisen mit Nachdruck darauf hin, dass an der Uni Freiburg keine Imame ausgebildet würden, sondern der Dialog zwischen Gesellschaft und Islam und das bessere Verständnis füreinander im Zentrum stünden. Im Bereich der Forschung geht es nach Informationen der Institutsleitung «vorrangig um eine interreligiöse Auseinandersetzung mit sozialethischen Fragen». Im Bereich der Lehre hingegen sind islamisch-theologische Studien in Bezug auf den Schweizer Kontext geplant.
Der Entscheid, ob die Initiative überhaupt verfassungskonform ist, fällt am 31. Juli, wie die Staatskanzlei mitteilt.


Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».


Zum Bild: Korankenntnisse auch für Christen: Das soll im Zentrum für Islam und Gesellschaft ebenfalls gefördert werden.
Bildnachweis: Wikimedia Commons

Rita Jost / reformiert.info / 29. Juli 2015

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