Verbindende Stille
Hoch über Gelterkinden befindet sich das «Haus der Stille» der Schwestern von Grandchamp. Schon der Weg den steilen Hang hinauf ist ein erstes Anfreunden an eine Zeit weniger Worte. Und so, wie die Landschaft sich weitet, so versteht sich auch das stille Wirken der Schwestern von Grandchamp. Schwester Therese: «In die Stille gehen heisst nicht, sich abzuschotten und zu verschliessen, sondern sich zu öffnen und zu hören», fügt Schwester Therese bei. Stille sei nicht immer einfach auszuhalten, bemerkt Schwester Gesine. Für sie überwiegt aber das Positive: «Ich kann mich selbst sein, muss mich gegen aussen nicht darstellen.»
Stille ist für die Schwesterngemeinschaft kein Selbstzweck, sondern hilft mit, Räume zu öffnen, die von den Menschen, die ins Haus der Stille kommen, genutzt werden. Die festen Zeiten im Tagesablauf bilden die schweigend eingenommenen Mahlzeiten und die vier Gebetszeiten. Zwar bietet die Gemeinschaft Impulsveranstaltungen an, den Gästen steht es aber frei, sich den Tagesablauf selbst zu gestalten. «Wir raten oft dazu, nicht gleich eine ganze Woche in die Stille zu gehen, sondern mit ein paar Tagen zu beginnen», erklärt Schwester Therese. Am Anfang stehe oft ein Gespräch, «wobei wir vor allem gut zuhören», meint Schwester Therese.
Im «Haus der Stille» entsteht so eine «verbindende Stille», wie es Schwester Gesine ausdrückt, «denn die Gemeinschaft ist uns wichtig». Eine Stille auch, die in die Gegenwart führe, weil man ganz bei sich selbst sei und im Jetzt. Stille im Hören und Wahrnehmen, was in uns lebt und leben will, sei keine Flucht aus dem Alltag. Sie könne in eine tiefere Beziehung zu Gott, zu uns und zu unseren Mitmenschen führen. Das sei wohl ein Grund, weshalb viele Menschen diesen Ort aufsuchten, die in einem Alter sind, in dem man vermehrt nach innen schaue, sagt Schwester Therese: «Menschen, die sich fragen, ob ihr Lebensweg einfach so weitergehen soll wie bisher, bis ans Ende. Aber auch Pensionierte, die sich auf eine neue Lebenssituation einstellen müssen.»
Im «Haus der Stille» ist alles einfach eingerichtet. «Manche kommen, weil es so einfach ist, andere, obwohl es so schlicht ist», sagt Schwester Gesine während eines Rundgangs durchs Haus. Man müsse an diesem Ort lernen, etwas zuzulassen: «zum Beispiel die Psalmen, die wir oft singen, oder die ungewohnte Liturgie der Gebetszeiten und natürlich die Stille».
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