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Wenn die Kirchen plötzlich voll sind

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01.01.2016
Kirchen gelten als Oasen der Stille. Ruhe herrscht im Basler Münster, in der Klosterkirche Mariastein und in der Luzerner Jesuitenkirche immer seltener. Der Grund: Die Touristen.

«Unhaltbar!» Das Zürcher Grossmünster und das Fraumünster leiden unter dem Touristenstrom, der sich in die beiden Gotteshäuser ergiesst, berichtete der «Tagesanzeiger» unlängst. Insbesondere beim Fraumünster will man über Massnahmen nachdenken, wie dem Andrang der Massen so begegnet werden kann, dass die Menschen wieder Ruhe im Gotteshaus finden.
In der Region Basel sind es zwei Kirchen, die für Besucher besonders attraktiv sind: Das Basler Münster und die Klosterkirche im Wallfahrtsort Mariastein. In Basel zählen die Münstertürme zu den hoch frequentierten Touristenattraktionen der Stadt. «Wir haben tatsächlich einen spürbaren Besucherandrang, insbesondere in den Sommermonaten, der jedoch in der Regel nicht als störend empfunden wird. Bereits seit Jahren gelten bei uns Regeln, die den Charakter des Münsters als Gotteshaus auch während der touristischen Öffnungszeiten weitgehend gewährleisten», erklärt Anne Schmidt-Pollitz vom Basler Münster.

Vorrang für Kirchenanlässe
Grundsätzlich haben kirchliche Anlässe und Belange im Münster Vorrang vor dem touristischen Betrieb. Diese Kultur kommuniziert das Personal aktiv nach aussen. Anne Schmidt-Pollitz: «Während der touristischen Öffnungszeiten nimmt das Personal Gruppen am Eingang des Münsters in Empfang und weist, wenn nötig, auf das Ruhegebot hin. Gleichwohl gibt es gänzliche Ruhe im Münster nicht.»
Das Basler Münster besuchen jährlich zwischen 70 000 und 100 000 Menschen, 20 000 davon allein die Münstertürme. Spezielle Massnahmen sind deswegen aber nicht vorgesehen, wie Anne Schmidt-Pollitz versichert.
Gleiches gilt für die Klosterkirche in Mariastein. An schönen Tagen machten sich ähnliche Probleme wie in Zürich bemerkbar, erklärt Pater Ludwig. Während der Gottesdienste weisen Tafeln in Wort und Piktogramm darauf hin, dass Ruhe geboten ist.
Der Umstand, dass Mariastein eine Klosterkirche ist, wirkt sich positiv aus. Pater Ludwig: «Diese klösterliche Gebetspraxis verleiht dem Raum einen gewissen sakralen Charakter, sodass die Touristen sich eher ruhig verhalten und respektieren, dass hier neben Besichtigung noch anderes geschieht.» Auch in der Gnadenkapelle halten sich die Gläubigen an die Regeln.


Zum Bild: In den Sommermonaten stehen die Touristen vor dem Münster Schlange. | giger

Franz Osswald

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