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Zurück vom Laufsteg in New York

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01.01.2016
Wesley Petermann ist neunzehn und hat schon Modeentwürfe in New York gezeigt. Jetzt tourt der Jungdesigner für «Brot für alle» durch die Schweiz und bietet Workshops an.

Vor wenigen Tagen ist er in den Big Apple aufgebrochen, um an der New Yorker Fashion Week seine Entwürfe zu präsentieren. Vorher sitzt Wesley Petermann noch in seinem Elternhaus in Wilchingen am Tisch und zeigt uns, wie man mit wenig Aufwand eine gebrauchte Jeans modisch «upgraden» kann. Zum Beispiel, indem man sie mit der Hornhautraffel aus dem Badezimmer aufraspelt. Wer es romantisch verspielt mag, näht Bordüren auf. «Ich liebe es, aus alten Sachen neue Mode zu machen», sagt Wesley Petermann.
Im März tourt der Jungdesigner, der mit seinem Label «Wisly» bereits Erfolge feiert, für die ökumenische Kampagne von «Brot für alle» durch die Schweiz. Im Workshop «Jeans plus» erzählt er Jugendlichen, wie für die billigen T-Shirts in unseren Läden Näherinnen zu Sklavenbedingungen schuften. Oder dass es für die Herstellung einer Jeans Tausende Liter Wasser braucht. Darum sei wichtig, dass man Kleider nicht nach wenigem Tragen wegwerfe.

Mode als Thema in der Schule
Wesley Petermann instruiert die Jugendlichen, wie sie mit wenig Aufwand ihre Kleidung neu stylen können. Das Thema «Fair produzierte Kleidung» sollte man eigentlich in der Schule obligatorisch behandeln, findet er. Jugendliche seien für die Modebranche die grösste Kundschaft.
Noch ist es nicht lange her, dass der Schüler Wesley in der Handarbeit seine Freude an Nadel und Faden entdeckte und die Leidenschaft, aus alten Sachen neue herzustellen. Mithilfe der Mutter schneiderte er für eine Kollegin das erste Ballkleid «bodenlang und weiss». Dann folgte Streich auf Streich: Nach der vergeblichen Lehrstellensuche («das Schneiderhandwerk kann man heute kaum mehr mit einer Berufslehre lernen») besucht Petermann die Stuttgarter Modefachschule Fashion + Design Factory und gründet das eigene Label «Wisly». Seine Mode taucht in deutschen Magazinen auf, Auftritte auf dem Laufsteg folgen. Der bisher jüngste Streich: Wesley Petermann zeigt an der New Yorker Fashion Week seine Entwürfe.
Weshalb setzt sich Petermann für die Kampagne von «Brot für alle ein»? Er habe in seinem Leben viel Unterstützung gefunden, sagt der junge Mann, den seine Schweizer Eltern zusammen mit seinen Brüdern in Brasilien adoptiert haben. Viele Dorfbewohner etwa, als sie von seinen Berufsplänen erfuhren, hätten ihm alte Kleider und Materialien überlassen. Er möchte seine Leidenschaft für Mode weitergeben, Alternativen zur Wegwerfmentalität aufzeigen und damit etwas zurückgeben, sagt Wesley Petermann.


Zum Bild: Wesley Petermann bei der Anprobe: Mit seinen Kreationen erobert er die Modewelt. | ise

Barbara Helg

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