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Zusammen können die kleinen Kirchen etwas erreichen

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01.01.2016
Anfang November tritt Verena Enzler von ihrem Amt als Präsidentin der Abgeordneten­versammlung des Kirchen­bundes zurück. In ihrer Legislatur konnte sie ein ­wichtiges Reformprojekt der Schweizer Kirchenspitze aufgleisen.

An der kommenden Abgeordnetenversammlung des Kirchenbundes wird Verena Enzler zum letzten Mal die Tagung eröffnen. Anfang November begrüsst die Synodalratspräsidentin der Reformierten Kirche Kanton Solothurn die 70 Abgeordneten aus 26 evangelischen Mitgliedskirchen. In der Legislatur 2013 / 2014 stand Enzler dem höchsten reformierten Gremium der Schweiz vor. Das Amtsjahr sei für sie eine interessante und lehrreiche Zeit gewesen, teilweise auch intensiv und belastend, blickt sie zurück. Als Präsidentin lernte Enzler Mitglieder kennen, mit denen sie früher kaum Gelegenheit zum Gespräch hatte.

Auch die kleinen Kirchen haben ihre Chance
Verena Enzler selbst stammt aus einer kleinen Kantonalkirche. Konnte die Juristin an der Abgeordnetenversammlung die Anliegen der Solothurner einbringen? Ihre Aufgabe als Präsidentin sei gewesen, durch die Versammlung zu führen. «Dabei hatte ich keine Meinung zu äussern. Das war mir ein wichtiges Anliegen», fügt sie hinzu. Die kleinen Kantonalkirchen hätten neben den grossen und finanzstarken Kantonalkirchen Bern, Zürich, Aargau durchaus ihre Chance. Auch kleinere Kirchen hätten an der Abgeordnetenversammlung zwei Stimmen. «Wenn diese gemeinsam eine Meinung vertreten, können sie etwas erreichen.» Die Abgeordneten bereiteten in der Regel die Geschäfte der AV in der Region vor, beispielsweise in der Ost-, Zentral- oder Nordwestschweiz. Entsprechend den Absprachen werde meist votiert und abgestimmt, so Verena Enzler.
Verena Enzler kennt den Parlamentsbetrieb gut. Seit 2009 amtete sie als Vizepräsidentin der Abgeordnetenversammlung. Die langen Tagungen forderten sie besonders. Vor allem die letzte Sommer-AV, da zum Teil mehrere Anträge für das gleiche Geschäft vorlagen. Die Juristin griff dankbar auf die Unterstützung der Vizepräsidenten zurück, die ihr halfen, Anträge zusammenzufassen und die Abstimmungen zu ordnen.
Besonders in Erinnerung bleiben Verena Enzler die Sitzungen zur Verfassungsrevision des Kirchenbundes, die mit einem Eklat begann. «Was äusserst schwierig startete, hat sich im letzten Sommer aufgelöst und befindet sich auf einem guten Weg», erklärt Verena Enzler. Beeindruckt zeigt sich Enzler von den Hilfs- und Missionswerken, die regelmässig den Abgeordneten ihre Arbeit und Projekte vorstellten.

Mangelnde Medienpräsenz
Obschon knapp zwei Millionen Bewohner in der Schweiz evangelisch-reformiert sind, kennen nur wenige den Kirchenbund. Bei nationalen Volksabstimmungen liest man oftmals nur die Stellungnahme der katholischen Seite. Verena Enzler führt die mangelnde Präsenz in den Medien, zum Teil auch in den kirchlichen, auf die Unkenntnis der Journalistinnen und Journalisten zurück. «Die wissen schlicht nicht, dass es neben der Bischofskonferenz eine reformierte schweizerische Organisation gibt.»
Verbesserungen verspricht sich Verena Enzler in dieser Hinsicht von der geplanten Verfassungsreform, die vorsieht, dass die Reformierten vermehrt mit eine Stimme sprechen. Die Synodalratspräsidentin wertet die Neuerungen als Chance, auf den gesellschaftlichen Wandel und den Mitgliederrückgang zu reagieren.
Zurzeit steht ein reformiertes Bischofsamt zur Diskussion. Davon hält Verena Enzler wenig: «Das ist nicht reformiert. Wir kennen keine hierarchischen Strukturen.» In den reformierten Kirchen könne man nichts von oben nach unten verordnen. Das mache den Prozess nicht einfacher. Aber die Auseinandersetzungen und Diskussionen seien notwendig, ist Verena Enzler überzeugt.


Zum Bild: Leitete zwei Jahre die Abgeordnetenversammlung des Kirchenbundes: Verena Enzler. | tz

Tilmann Zuber

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