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René Padilla: Die dunkle und die helle Seite des Geldes

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01.01.2016
René Padilla, reformierter Befreiungstheologe, gekürzt aus: «Machs locker! Geld: Vom ängstlichen Festhalten zum fröhlichen Haushalten.»

Das System, in dem wir leben, setzt den Wert des Materiellen absolut. Was zählt, ist die Steigerung des Gewinns. Aus der Bibel wissen wir, dass der Materialismus keine Grundlage für unser Leben sein kann, wir können nicht zugleich Gott und den Mammon anbeten. Dem Reichtum wohnt eine eigenartige Macht inne: Er errichtet einen Altar in uns und verleitet uns zum Götzendienst.
Durch Gottes gute Führung konnte ich studieren. Das Geld für die Überfahrt in die USA wurde mir geliehen, ich erhielt ein Stipendium und jobbte während des Studiums. Als der Vater meiner Frau starb, waren wir plötzlich reich. Was sollten wir mit dem Erbe anfangen? Wir dachten daran, es den Armen zukommen zu lassen, wussten aber, dass es gefährlich ist, ihnen einfach Geld zu schenken ohne die notwendige Liebe und Verantwortlichkeit. So kam das Geld vorerst auf ein Sparkonto und brachte Zinsen.
Irgendwann merkten wir, dass es mehr wurde, je länger wir es hatten. Wir baten Gott im Gebet, uns zu zeigen, wofür wir es einsetzen sollten. Mit Geld kann man viel tun. Uns wurde klar, dass Geld auch eine dunkle Seite hat. Wer Geld besitzt, kommt schnell zu noch mehr. Wer das Geld hat, diktiert die Bedingungen. Und er ist der Versuchung ausgesetzt, immer mehr haben zu wollen. Die grösste Versuchung für einen reichen Menschen besteht darin, Gott zu vergessen, denn das Geld wird sein Gott.
 
Den Armen bringt das Evangelium eine gute Nachricht. Es spricht ihnen zu, dass das Reich Gottes ihnen gehört, dass Gott auf ihrer Seite steht: Vertraut ihm, er nimmt sich eurer Nöte an! Nur die Armen können beten: «Unser tägliches Brot gib uns heute.» Die Reichen brauchen dieses Gebet nicht, denn sie können selbst für ihre Bedürfnisse sorgen. Doch auch den Reichen bringt das Evangelium eine frohe Botschaft. Es weist ihnen den Weg aus der Abhängigkeit und Gefangenschaft des Geldes in die Freiheit.
 
Die Macht des Geldes kann sehr zerstörerisch sein, uns und andere kaputt machen. Es kann aber auch dem Guten dienen. Wir können unseren Wohlstand in den Dienst an den Ärmeren stellen. Wenn wir Geld im Gehorsam gegenüber Gott weitergeben, werden wir als erste davon profitieren und selbst reich gesegnet sein. Dazu bedarf es nicht nur der Bereitschaft zu teilen, sondern auch der Weisheit, denn es ist nicht egal, wie wir unser Geld geben. Für unseren Umgang mit Wohlstand, Armut und Geld brauchen wir viel Weisheit Weisheit von Gott.

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