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Passionsgeschichte inszeniert

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01.01.2016
In der Pauluskirche Olten ­finden Passionsspiele der besonderen Art statt. Die Künstlerin Bea Baumann erzählt mit Schwarzenberger Figuren Jesu Tod und Auferstehung und lässt unzählige Figuren auftreten.

«Das sind Figuren und keine Puppen oder Barbies», betont Bea Baumann mit Nachdruck. Für die Künstlerin aus Niedergösgen sind Schwarzenberger Figuren kein Spiel mit Puppen, sondern eine tiefsinnige Angelegenheit. Sie stellt mit den dreissig Zentimeter grossen und beweglichen Figuren biblische Szenen nach und findet so einen bildhaften Zugang zu den Geschichten. «Die Schilderungen im Alten und Neuen Testament sind ja auch nicht vergeistigt. Sie geschehen konkret im Alltag der Menschen», sagt Bea Baumann.
Jesus trägt weiss, Judas schwarz
Zurzeit bereitet Bea Baumann die Ausstellung in der Pauluskirche in Olten vor. Ihr Wohnzimmer ist übersät mit unzähligen Kleidchen und mehr oder weniger fertigen Körpern. Die Figuren zu modellieren, sei für sie wie Meditieren, erzählt Bea Baumann. Sie erhalte so zu jeder Gestalt einen besonderen Bezug. Die Bibel biete unzählige verschiedene Charaktere, so dass sich jede und jeder damit identifizieren kann.
Sorgfältig zieht sie Jesus das ­weisse Übergewand über die graue Unterwäsche. Wenn Jesus mit den Jüngern zum Abendmahl am Tisch sitzt, wird sie ihm einen Tallit umlegen. Judas trägt wie die Schurken in den Westernfilmen schwarz. «Er war ein feiner Herr, der Geld besass und sich ein gutes Tuch leisten konnte», meint Bea Baumann.
Als sie letztes Jahr die Weihnachtsgeschichte in einer Gärtnerei in Szenen nachstellte, rief eine Besucherin Bea Baumann begeistert an und erzählte ihr, dass sie unzählige Male in die Ausstellung gekommen sei, um zu meditieren. Dort sei ihr bewusst geworden, dass Gott zu den Menschen kam.

Figuren entstanden in den Klöstern
Die Tradition der biblischen Figuren geht zurück ins Mittelalter. In den Klöstern fertigten Mönche und Nonnen Weihnachtskrippen an, die dann im Dezember ausgestellt wurden. Mit der Industrialisierung wurden die Figuren zu Massenware und erobern das bürgerliche Wohnzimmer.
Die ersten Schwarzenberger Figuren entwickelte Schwester Anita Derungs 1964 im Kloster Ilanz. Nach den ersten Versuchen formte sie bewegliche Figuren, aus Elektrikerdraht, Stoff- und Holzresten. Die Köpfe modellierte sie aus Hartschaum und überzog sie mit Kettensamt. Für den festen Stand der Figuren sorgen Bleifüsse. In den folgenden Jahren organisiert Josy Brunner, Leiterin vom Haus der Mütter, auf dem Schwarzenberg Krippenfiguren-Kurse. Heute gibt es eine grosse Schwarzenberger-Figuren-Gemeinde, die regen Austausch pflegt.
In der Friedenskirche erzählt Bea Baumann die Geschichte von Jesu Passion und Auferstehung in zehn Szenen nach dem Johannesevangelium. Sie habe schon immer gerne bib-lische Geschichten erzählt, erklärt Baumann, die in der Kirchgemeinde Olten als Katechetin an der Oberstufe unterrichtet. Das Evangelium des Johannes spreche sie besonders an, da Christus sich hier durch die Ich-Worte charakterisiert. Wenn Jesus erklärt er sei die Auferstehung, das Licht oder der Hirte, mache er klar, was sein Auftrag in dieser Welt war.
Und wer ist Baumanns Lieblingsgestalt in der Bibel? «Paulus», schiesst es aus ihr heraus. «Kein Zweifel!» Alles was der Apostel getan habe, habe er mit Leib und Seele gemacht. «Er war keine Petrusgestalt, sondern er stand zu dem, was er tat und sagte.» Da sei er wie sie, lacht Bea Baumann. Aber leider komme Paulus in der Passionsgeschichte und in Baumanns Ausstellung nicht vor.
Ausstellung zu Passion und Ostern mit Schwarzenberger Figuren, gestaltet von Bea Baumann Untergeschoss der Pauluskirche Olten, 24. Februar bis 8. April, Eintritt frei, Kollekte

Tilmann Zuber

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