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Wenig Appetit auf das Abendmahl

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01.01.2016
Eine Umfrage des Kirchenboten zeigt: Die Reformierten feiern das alle Christen verbindende Mahl nur selten. Immerhin: In 3 von 20 Gemeinden finden ökumenische Feiern statt.

An Karfreitag und Ostern haben sich in allen Kirchgemeinden Reformierte zum Abendmahl versammelt. Mit Brot und Wein erinnerten sie sich an Jesu Tod und Auferstehung Christi. Das Abendmahl gehört zu den Urszenen des christlichen Glaubens. Eine Gelegenheit, das verbindende Mahl häufig zu feiern, könnte man glauben. Eine repräsentative Umfrage des Kirchenboten zum Thema «Abendmahl» zeigt aber: Die Reformierten haben eine Scheu vor der bedeutungsvollen Feier. Eine Befragung von Pfarrpersonen, die auch im Kanton Schaffhausen durchgeführt wurde, ergibt, dass sich die Mehrzahl der Kirchgemeinden weniger als einmal im Monat zum Abendmahl trifft. Manche gar nur an den hohen Feiertagen. Dies steht im Gegensatz zu den katholischen Schwestern und Brüdern, bei denen die Eucharistie fester Bestandteil jeder Messe ist.
Begründet wird die Scheu oft mit der hohen Wertschätzung des Abendmahls. Ein Pfarrer fürchtet, häufiges Feiern würde die Schwelle für den Gottesdienstbesuch erhöhen. Andere weisen darauf hin, dass viele Kirchgänger Mühe mit dem «deprimierenden» Charakter des Mahls bekunden, das auf den Tod hinweist. Zahlreiche Pfarrerinnen und Pfarrer wünschen sich zwar ein häufigeres Feiern, finden es aber nicht sinnvoll, dies einzuführen, wenn die Gemeinde nicht danach verlangt. «Mindestens einmal monatlich wäre notwendig, um nicht zu verhungern», schreibt eine Pfarrerin einer kleinen Landgemeinde, die nur sechs Mal im Jahr feiert. Es gibt aber auch Gemeinden, die begonnen haben, häufiger zu feiern: «Dies entspricht dem Bedürfnis, neben der Wortlastigkeit unserer Gottesdienste, das Feiern der Gemeinschaft mit Gott und untereinander stärker zu gewichten», begründet ein Klettgauer Pfarrehepaar.

Ökumene auf dem Prüfstand
Das Abendmahl könnte die Christen aller Konfessionen verbinden. Statt dessen herrscht heute Distanz. In den 80er- und 90er-Jahren war es gang und gäbe, dass sich Reformierte und Katholiken in gemeinsamen Feiern gegenseitig annäherten und sich über die Gemeinschaft jenseits der Konfessionsgrenzen freuten. Das gemeinsame Brechen des Brotes wurde zum Symbol der lebendigen Ökumene. Bei den Reformierten sind katholische «Gäste» heute zwar immer noch gern gesehen, umgekehrt hält man sich aber mit dem Besuch von katholischen Eucharistiefeiern zurück. Man wolle dem katholischen Kollegen keine Schwierigkeiten bereiten, schrieb etwa ein Pfarrer. Trotzdem gibt es in der Region immerhin drei Gemeinden, in denen sich Reformierte und Katholiken regelmäs­sig zu gemeinsamen Feiern treffen. «Bei uns treffen sich Reformierte und Katholiken zweimal jährlich zu einem gemeinsamen Gottesdienst», schreibt eine Pfarrerin. Diese Gemeinden machen 3 von 20 Schaffhauser Kirchgemeinden aus, welche eine Antwort geschickt haben. Im interkantonalen Vergleich sind dies aus heutiger Sicht überdurchschnittlich viele.
Bei der Wahl der Liturgie herrscht gros­se Vielfalt. Zahlreiche Pfarrpersonen haben eine eigene zusammengestellt, sonst ist die Vielfalt der benutzten Liturgien fast so gross wie die Zahl der Antworten. Sie reichen von der altkirchlichen Praxis über die reformierte Tradition bis zur katholischen oder an Taizé angelehnten Liturgie auf  Deutsch oder Dialekt.

Franz Osswald und Barbara Helg

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