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Wissen statt Halbwissen

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01.01.2016
Während in anderen Kantonen der Besuch von Moscheen auf Desinteresse stösst, scheint dies im Kanton Solothurn anders. Das zeigt die «Woche der Religionen», die in Olten mit einem grossen Programm aufwartet.

«Man kann über alles mit uns reden und diskutieren. Keine Frage ist unangebracht oder zu banal.» Mit diesem Motto lädt die Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich am 10. November zum «Tag der offenen Moschee». Doch von den 40 islamischen Zentren beteiligen sich in diesem Jahr nur noch 15 Gebetshäuser an der Aktion. Denn es mangelt an Besuchern. «Leider war das Publikumsinteresse letztes Jahr gering», sagt VIOZ-Sprecher Muhammed M. Hanel gegenüber «20 Minuten». Es gab Moscheen, bei denen keine einzige Person vorbeigekommen ist.
Im Kanton Solothurn scheint dies nicht der Fall zu sein. Seit ein paar Jahren wartet die «Woche der Religionen» mit einem breiten Programm auf. In diesem Jahr führt ein interreligiöser Stadt- und Landrundgang zu den verschiedensten Religionsgemeinschaften in der Region. Am 10. November öffnet die Grüne Moschee in Aarburg ihre Pforten. Und den Abschluss findet die «Woche der Religionen» mit dem multireligiösen Friedensgebet. Die Besucherzahl habe kaum abgenommen, stellt Eveline Schärli-Fluri von der Offenen Kirche Region Olten fest, die jeweils den Anlass mitplant.

Bundesräte im Patronat
Ein Rückgang des Interesses an der «Woche der Religionen» kann auch Eva Südbeck-Bauer, Geschäftsführerin von Iras Cotis, nicht feststellen. Iras Cotis ist federführend bei der Planung der interreligiösen Woche. Im Gegenteil: Im Patronat des Projekts finden sich Prominente wie die Alt Bundesräte Adolf Ogi oder Pascal Couchepin sowie zahlreiche Vertreter aus Kirchen und religiösen Gemeinschaften.
Für Eva Südbeck-Bauer ist es wichtig, dass die Aktion vermehrt auch jene erreicht, die mit Religion wenig am Hut haben. Könnten da griffigere Themen für die «Woche der Religionen» nicht für mehr Aufsehen sorgen? Eva Südbeck-Bauer stimmt zu, lehnt jedoch den Schlagzeilenstil und die Pauschalisierung ab. Der respektvolle Umgang mit Glaubensinhalten und die sachliche Auseinandersetzung stehen im Vordergrund. «Das Ziel sei nicht falsch verstandene Harmonie, sondern gegenseitiger Respekt und Toleranz», erklärt Eva Südbeck-Bauer.
In der «Woche der Religionen» greife man auch heisse Eisen auf, sagt Südbeck-Bauer. Bei der Diskussion in Olten über das Familienbild in den Religionen werde sicher die Stellung der Frau auf den Tisch kommen. Da dürfte es eine harte Auseinandersetzung geben.

Runder Tisch der Religionen
Im Kanton Solothurn hat die «Woche der Religionen» einen besonderen Stellenwert. «Sie ist Folge eines intensiven, interreligiösen Dialogs, der von staatlicher Seite her gefördert wird», erklärt die Staatskanzlei. Seit 2010 treffen sich unter der Leitung der kantonalen Fachstelle Integration zwanzig religiöse und weltliche Organisationen zum regelmässigen Gespräch am «Runden Tisch». Ziel sei der Dialog, die Begegnung, das gegenseitige Kennenlernen und Wissen statt Halbwissen. Das betont auch Eva Südbeck-Bauer: In der Schweiz bietet Religion wenig Gewaltpotential. Die Theologin führt dies auch darauf zurück, dass man in der Alpenrepublik den interreligiösen Dialog seit Jahren intensiv pflegte und so den Samen für ein friedliches Neben- und Miteinander der Gläubigen gelegt habe.

Tilmann Zuber

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