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Eine Kirche des Aufbruchs

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01.01.2016
2014 feiert die ökumenische Kirche Leimental ihr vierzigjähriges Jubiläum. Der Bau entstand in einer Zeit der Aufbruchstimmung, die bis heute anhält.

1968 war ein Jahr des Aufbruchs: Studenten protestierten auf den Strassen. Die sexuelle Revolution eroberte das bürgerliche Schlafzimmer und die Hippiebewegung zog im Westen tausende Jungendliche in ihren Bann. Auch in den Kirchen bedeuteten die siebziger Jahre einen Aufbruch. In Rom versammelte sich das Zweite Vatikanische Konzil unter Papst Johannes XXIII. Der offene Geist des Konzils machte vieles möglich, das über Jahrhunderte versperrt war. Die christlichen Konfessionen rückten näher zusammen. Reformierte und Katholiken anerkannten gegenseitig Trauung und Taufe. Viele kirchliche Werke wie «Fastenopfer» oder «Brot für alle» spannten zusammen. Die alten Berührungsängste schienen überwunden.
In dieser Zeit entstanden in der Schweiz zehn ökumenische Zentren, darunter Flüh. Eigentlich gab es im Leimental genügend Platz für zwei Kirchenbauten. Doch 1968 signalisierten Katholiken und Reformierte ihre Bereitschaft gemeinsam ein Gotteshaus zu errichten. Auch die Diözese Basel gab ihr Einverständnis.
1974 weihte Abt Mauritius Fürst aus dem Kloster Mariastein zusammen mit den reformierten und katholischen Pfarrherren den modernen Sakralbau ein. «In den folgenden Jahren erlebten die Mitglieder, wie die gegenseitige Wertschätzung und die Pflege der gemeinsamen spirituellen Wurzeln, das Zusammenleben bereicherte und förderte», sagt Armin Mettler, der als Theologe diese Aufbruchszeit erlebte und heute in der Kirche Flüh arbeitet. «Für unsere Bevölkerung spielen die konfessionellen Unterschiede kaum mehr eine Rolle.» Das Leimental steht damit im Widerspruch zur konfessionellen Grosswetterlage, in der «jedes weitere Zusammenrücken als Verlust des Eigenen verstanden wird», meint Armin Mettler.

Verheissung des Manna
Die ökumenische Kirche Flüh setzt auch in ihrer Architektur besondere Akzente. Der rote Bau passt sich harmonisch in die Hügellandschaft des Leimentals. Für Armin Mettler ist die Kirche mit ihrer Schlichtheit, Einfachheit und Klarheit ein starkes Symbol in «einer Zeit, die spürt, dass wir mitten im Überfluss und Überdruss Oasen der Leere nötig haben.» Hier könne man aufatmen, sich selber näher kommen und so den Gott der leisen Töne nicht mehr überhören.
Im Advent des letzten Jahres weihte die Kirchgemeinde die Glasfenster, die der Maler Samuel Buri geschaffen hat, ein. Das Kunstwerk aus Glas, Licht und Farben stellt den Manna-Regen dar. Goldgelb regnet das oblatenförmige Manna aus dem tiefblauen Himmel, als Symbol, dass Gottes Verheissung allen Menschen gilt, egal welcher Konfession sie angehören.

Tilmann Zuber

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