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«Ein Land, das seine Kinder vertreibt, ist nicht frei»

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01.01.2016
Kirchenbundpräsident Gottfried Locher hat im Juni die Synode der reformierten Kirche Kanton Solothurn besucht. Er erläuterte die Verfassungsänderung an der Kirchenspitze. Die Reformierten sollen vermehrt mit einer Stimme sprechen und Profil zeigen.

«Sagt uns, was wir mit den 2.45 Franken machen sollen», forderte Gottfried Locher mit einem Augenzwinkern die Synodalen und anwesende Gäste immer wieder auf. 2.45 Franken ist der Betrag, den die reformierte Kirche Kanton Solothurn pro Mitglied jährlich an den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK zahlt. Das oberste reformierte Gremium vertritt 26 reformierte und methodistische Kirchen aus der ganzen Schweiz mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern.
Anfang Juni besuchte SEK-Prädisent Gottfried Locher die Synode der reformierten Kirche Kanton Solothurn, die in Trimbach tagte. Er wollte die Synodalen über die Geschäfte des Kirchenbundes und die bevorstehenden Veränderungen beim SEK unterrichten.
Solidarität mit den verfolgten Christen im Nahen Osten
In den letzten Jahrzehnten habe sich die religiöse Landschaft in der Schweiz stark gewandelt, erklärte Locher. Die Anzahl der Muslime, Orthodoxen und Konfessionslosen habe stark zugenommen. Die Ökumene mit der katholischen Amtskirche hingegen sei schwieriger geworden. Für die Katholiken seien die Reformierten keine Kirchen im eigentlichen Sinn, zitierte der Kirchenbundpräsident die Haltung des Vatikans. Als Reaktion darauf bräuchten die Reformierten in der Schweiz mehr Einheit und ein stärkeres Profil. Gottfried Locher veranschaulichte anhand der Legislaturziele die Vorhaben des Kirchenbundes. Immer wieder werde der SEK angegangen, sich für die Christen im Nahen Osten einzusetzen. Im Mai reiste Gottfried Locher deshalb nach Beirut und Kairo um Gespräche zu führen.
Locher traf sich mit Vertretern der Evangelischen Kirchen in Ägypten, dem Schweizer Botschafter in Kairo und Parlamentariern. In Ägypten mangele es an wirtschaftlicher Perspektive und Sicherheit, hätten diese ihm erklärt. Auf Grund der wachsenden Diskriminierung durch die führenden politischen Parteien würden viele Christinnen und Christen ins Ausland auswandern. Ein Land, das seine Kinder vertreibe, sei nicht frei, erklärte der SEK-Präsident an die Adresse der ägyptischen Machthaber.
Weitere Punkte der Legislaturziele sind das bevorstehende Reformationsjubiläum, das in Deutschland 2017 und in der Schweiz 2019 ansteht, und der Gottesdienst. Anlässlich von «500 Jahre Reformation» arbeitet der Kirchenbund an einem Glaubensbuch, das die wesentlichen evangelischen Positionen und zentralen Glaubensthemen festhält. «Nur wer weiss, wer er ist und seine Position kennt, kann das Gespräch mit anderen Kirchen führen», so Gottfried Locher. Um die Qualität der Gottesdienste zu verbessern, plant der SEK einen schweizerischen Predigtpreis. Die besten Predigten werden in einem Buch publiziert.
Kirchenbund wird «Evangelische Kirche in der Schweiz»
Die grösste Veränderung betrifft die Struktur des Kirchenbundes. Anfang Juni hat der SEK eine neue Verfassung in die Vernehmlassung geschickt. Das Ziel ist die verstärkte Zusammenarbeit unter den Mitgliedskirchen. «Wir wollen keine Superkirche», räumte Gottfried Locher gegenüber den Synodalen ein, «sondern eine verbindlichere Gemeinschaft und gemeinsame Plattform.» Ein neuer Name wird für die neue Strategie stehen. Aus dem Kirchenbund wird die «Evangelische Kirche in der Schweiz»
Der Verfassungsentwurf sieht eine Kirchenleitung aus Synode, Rat und Präsidenten oder Präsidentin vor. An der jährlichen Synode sollen relevante Fragen diskutiert und Strategien entwickelt werden, die dann später die kantonalen Parlamente aufgreifen.
Künftig soll zudem alle zwei Jahre der «Tag der Kirche» gefeiert werden. Die Vernehmlassung zur Verfassungsänderung dauert bis Ende November an.

Synoderechnung schreibt schwarze Zahlen
Die Synodalen der Solothurner Kirche verlangten, sich zu diesem Entwurf äussern zu können. Die Neuerungen sei nicht nur Sache des Synodalrates, sondern auch der Kirchgemeinden, erklärte Werner Berger, Vertreter der Kirchgemeinde Gäu. Synodenpräsident Rudolf Kyburz nahm das Geschäft auf die Traktandenliste der Herbstsynode.
Für Synodalrat Udo Müller war die Versammlung in Trimbach die letzte. Der Oensinger Pfarrer wechselt in den Kanton Zürich und scheidet dadurch aus dem Rat. Erfreuliches konnte Finanzvorstand Markus Leuenberger präsentieren. Die Jahresrechnung 2012 der Synode und des Kirchenboten schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 101'393 Franken ab. Der Finanzausgleich jedoch verzeichnet ein Minus von 153'235 Franken. Die Synode beschloss, 10'000 Franken an die Heks-Regionalstelle Aargau-Solothurn zu überweisen. Die Synode stimmte einstimmig allen Geschäften zu.

Tilmann Zuber

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