Frischer Wind mit Zivis
Stellen für Zivildienstleistende, kurz Zivis genannt, sind so gesucht, dass der Bund nun sogar prüft, die jungen Männer in Schulen einzusetzen. Im vergangenen Jahr leisteten rund 15'000 Zivis einen Einsatz in Spitälern, Altersheimen, für Kinder, Behinderte oder die Umwelt. Weniger bekannt ist, dass Zivis auch in der reformierten Kirche ihren Dienst leisten können. Der Schweizerische Kirchenbund zeigt im Internet entsprechende Einsatzplätze an, ebenso wie die Webseite zum Theologiestudium, welche die reformierten Landeskirchen aufgeschaltet haben. Die Hilfswerke «Brot für alle» und HEKS sind schon seit Jahren als Einsatzbetriebe anerkannt. Auch die St. Galler und Zürcher Kantonalkirche vermitteln Plätze. Ansonsten bilden die Kirchgemeinden in Sachen Zivildienst eine weisse Fläche.
Innerschweiz ist «zivi»-los
Laut Auskunft von Heinz Schenk von der Vollzugsstelle für den Zivildienst ZIVI in Thun gibt es zurzeit in Luzern und der Innerschweiz kein einziges anerkanntes Pflichtenheft. Dieses sowie die Anerkennung als Einsatzbetrieb brauchen Kirchgemeinden um Zivis zu beschäftigen.
Dabei können die Gemeinden nur profitieren, so die Erkenntnis der Baselbieter Kirchgemeinde Allschwil-Schönenbuch. Sie setzt die jungen Männer in der Jugendarbeit ein und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Zivis gestalten zum Beispiel den Filmgottesdienst für Konfirmanden, schreiben Artikel für das Mitteilungsblatt und klären den Bedarf nach Jugendräumen ab. Zivildienstleistende sind in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre alt. So schafften sie eine willkommene Verbindung zu einer Zielgruppe, die in der Kirche im Allgemeinen nicht übermässig präsent sei, sagt Pfarrer Marc Burger aus Allschwil.
Der Einsatz eines Zivildienstleistenden kostet die Kirchgemeinde pro Monat rund 1500 Franken. Wer sich für den Zivildienst entscheidet, ist bereit, das 1,5-Fache des noch anfallenden Militärdienstes zu leisten. «Zivis sind motiviert und stehen der Kirchgemeinde mit einem 100-Prozent-Pensum zur Verfügung eine Riesenchance», findet Burger.
Doch nicht alle Gemeinden sind für Zivi-Einsätze geeignet. In Obwalden, gibt Pfarrer Michael Candrian zu bedenken, finden diakonische Projekte oder Jugendlager nie über einen längeren Zeitraum statt. «Den empfohlenen Mindesteinsatz von zwei Monaten könnten wir darum nicht gewährleisten.» Candrian begrüsst es einerseits zwar sehr, dass Zivis in die kirchliche Arbeit mit einbezogen werden. Anderseits setzt er auch auf die Ehrenamtlichen. Für die Gemeindeentwicklung sei es «sehr vorteilhaft», wenn bleibende Beziehungen geknüpft werden können, was bei einem kurzen «Gastspiel» weniger der Fall sei.
Zum Bild: Spass gehört zum Einsatz: In St. Gallen sind Zivildienstleistende schon länger in Kirchgemeinden tätig. | zvg
Karin Müller/MZB
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