Mit Quereinsteigern gegen Pfarrermangel
Lange Zeit schien es, als sei dies ein katholisches Thema. Doch auch in der Reformierten Kirche zeichnet sich ab, dass immer weniger junge Menschen Theologie studieren und Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen. «Ab 2017 wird es zu einem Pfarrmangel kommen», prognostiziert Thomas Schaufelberger, Leiter der Aus- und Weiterbildung von Pfarrpersonen in der Deutschschweiz. Der Grund sind nicht nur die eingebrochenen Studentenzahlen an den theologischen Fakultäten, sondern auch die geburtenstarken Jahrgänge, die in den nächsten Jahren in Pension gehen.
Angst vor Schnellbleiche
Notfall-Szenarios sind also gefragt. Zurzeit wird innerhalb der Kirche diskutiert, ein Programm für akademische Quereinsteiger anzubieten, ähnlich wie bei den Lehrpersonen. Kaum war der Vorschlag geäussert, hagelte es Kritik. Im November warnten Zürcher Theologiestudierende, das Quereinsteiger-Studium «Quest» sei eine «Schnellbleiche» und ein «verhängnisvoller Irrweg», der dem Ansehen des Pfarrberufs «massiv» schade. Auch die Basler Studierenden fragen sich, ob Quereinsteiger im Pfarrberuf die richtige Lösung sei.
«Wir haben noch nicht einmal einen Entwurf», entgegnet Thomas Schaufelberger. «Wir klären erst die Rahmenbedingungen.» Die Konkordatskirchen Deutschschweizer Landeskirchen, die sich zum Zweck der Ausbildung zusammengeschlossen haben haben das Projekt in Auftrag gegeben. Nach einer Vernehmlassung im Januar werde im Juni entschieden, ob «Quest» eingeführt werde.
Synodalrat Ulrich Wilhelm, versteht die Aufregung nicht. Der Synodalrat der Reformierten Kirche Kanton Solothurn habe sich zwar noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Ulrich Wilhelm selber sieht jedoch nur Vorteile.
In den 80er-Jahren hat es schon einmal ein Quereinsteiger-Studium gegeben. «Meine Erfahrung ist, dass diese Leute sehr motiviert sind. Es waren Akademiker, die ein Studium abgeschlossen und Berufs- und Lebenserfahrung hatten. Sie entschieden sich bewusst für den Pfarrberuf», erklärt der Pfarrer. Viele seien auch verheiratet und hätten Kinder gehabt. Auch das sei eine wichtige Erfahrung, gerade für die Seelsorge, so Ulrich Wilhelm. Damals mussten die Interessenten sich einem Eignungstest unterziehen. Ulrich Wilhelm geht davon aus, dass dies auch bei «Quest» der Fall wäre.
Gemäss Martin Wallraff, Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Basel, ist noch alles offen. Auch Albrecht Grözinger, Ordinarius für Praktische Theologie, kann sich nicht festlegen, aber: «Es wird auf keinen Fall eine Schnellbleiche sein, sondern wenn es denn dazu kommt ein reflektiertes Studienangebot.»
Annette Meyer zu Bargholz/OF/tz
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