25 Jahre Pilgerlust für «Frieden in Gerechtigkeit»
«Meistens sind wir um die 15 Leute», erklärt Josef Anderhub, der Leiter der Gruppe. Die grauen Wolken und der kalte Wind erklären vielleicht, weshalb es heute nur rund die Hälfte sind: Der harte Kern. Jeden dritten Mittwoch machen sie sich auf den langen Weg von Allschwil nach Mariastein, selbst bei Regen und Eis.
Ein Mitglied ist heute neu dabei. Die Anzeigen im katholischen «Pfarrblatt» und das begeisterte Schwärmen routinierter Mitwanderer lädt immer wieder Interessierte ein, die Gruppe zu begleiten. Trotzdem, so Josef Anderhub, werde sie seit ihren Anfängen immer kleiner.
Zahn der Zeit
Formiert hat sich die Gruppe vor 25 Jahren, auf Initiative von Sybille
Heidegger. Anlässlich der ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung «Frieden in Gerechtigkeit», die damals in Basel stattfand, beging sie den Weg mit ihren begeisterten Firmlingen. Was eigentlich ein einmaliges Ereignis hätte sein sollen, wurde bald zur Tradition. Von denen, die heute mitwandern, waren nur wenige damals schon dabei. Die Gruppe ist angewiesen auf immer neue Mitglieder. «Wir wissen nicht, wie lange wir die Gruppe noch aufrechterhalten können», sorgt sich Josef Anderhub. Bereits jetzt müssen einige aus Altersgründen auf den umständlichen Weg verzichten und fahren mit dem Bus nach Mariastein, pünktlich zum Gottesdienst.
Einen Abschnitt des Weges legen sie zurück, während sie im Chor den Rosenkranz beten. Was für reformierte Ohren zunächst ungewöhnlich klingt, lässt die Füsse schon nach wenigen Wiederholungen in einem meditativen Rhythmus voranschreiten. Theologische Differenzen sind schnell überbrückt. Auch wenn der ursprüngliche Anlass die ökumenische Versammlung war, war die Gruppe von Anfang an rein katholisch. Das liegt allerdings mehr an mangelnder Kommunikation als an mangelndem Interesse: Viele nehmen ausserhalb der Gruppe an ökumenischen Gottesdiensten und Veranstaltungen teil. Berührungsängste mit anderen Konfessionen kennen sie nicht: «Wir sind doch alle Christen!»
Schwierigkeiten sehen die Mitglieder vor allem in der gemeinsamen Eucharistie. Zusammen wandern, zusammen beten das sei unproblematisch. Das gemeinsame Gotteslob, für das man an unterschiedlichen Orten kurz haltmacht, ist universell: Gedankt wird dem Gott des «Friedens in Gerechtigkeit», und man fühlt sich zurückversetzt an die ökumenische Versammlung. «Natürlich müssten wir uns anpassen, wenn wir in Zukunft mehr reformierte Mitglieder empfangen würden», meint Josef Anderhub. Zu diesem Schritt ist man aber gerne bereit. Offiziell ist die Gruppe konfessionsübergreifend geöffnet.
Nächste Wanderung: 19. März, 15.45 Uhr, Haltestelle «Allschwil Dorf», Tram 6
Ökumene in Basel
1989 versammelten sich katholische, evangelische, anglikanische, altkatholische, freikirchliche und orthodoxe Christen aus ganz Europa in Basel, um ihre Gemeinschaft zu stärken.
Delphine Conzelmann
25 Jahre Pilgerlust für «Frieden in Gerechtigkeit»