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Schweigende Mehrheit soll Haltung zeigen

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01.01.2016
Mit einer Plakat- und Inserat-Kampagne wirbt Basel-Stadt mit 20 Allianzpartnern darunter auch der ERK für Offenheit, Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit.

Bomben in Gaza, Kriege in der Ukraine und in Syrien und an vielen anderen Orten. «Das macht Angst und erzeugt eine Abwehrhaltung», stellte Stadtpräsident Guy Morin fest. Sie zeige sich in bisher ungekannter Weise in den «Social Media» in Form von rassistischen, antisemitistischen und fremdenfeindlichen Kommentaren. Aber nicht nur. «Juden sind Scheis­se», steht auf einem Zettel, den Guy Morin in der Hand hält. Angebracht war das Blatt bei einem Kinderspielplatz im Kannenfeldpark.
Der Kanton Basel-Stadt, zusammen mit über 20 Partnern, darunter Kirchen, Religionsgemeinschaften, Wirtschaftsverbände, die Bürgergemeinde, die GGG, NGOs und viele mehr, hat aus Sorge über die zunehmende Intoleranz gegenüber Religionen und Fremden das Heft in die Hand genommen. Mit dabei ist auch die Evangelisch-reformierte Kirche, auch wenn es das Logo nicht mehr auf das Plakat geschafft hat. Mit der Kampagne «Basel zeigt Haltung für Offenheit und Fairness, gegen Fremdenfeindlichkeit» möchten Kanton und Allianzpartner die schweigende Mehrheit der Bevölkerung aufrütteln. Dies mit Plakaten und ganzseitigen Zeitungsinseraten. Denn, so Ständerätin Anita Fetz: «Immer, wenn sich die schweigende Mehrheit nicht äusserte, folgten schwere Zeiten.»

Geisel Antisemitismus
Solche durchlebt derzeit die Israelitische Gemeinde Basel. «Viele der Juden, die heute gut integriert in Basel leben, kamen einst aus dem Elsass und Südbaden in die Schweiz. Sie hätten nie damit gerechnet, dass die Geisel des Antisemitismus sich wieder derart erheben könnte.» Viele hätten Haltung gegenüber den Basler Juden gezeigt, viele aber auch geschwiegen.
Ein sehr persönliches Wort sprach Bürgerrat Patrick Hafner. «Als SVP-Vertreter stehe ich ein für Offenheit. Die Zuwanderung bringt zwar Probleme mit sich, nie aber darf dies zu Hetze und Hass gegen einzelne Gruppen führen.» Hafner forderte aber auch dazu auf, den Extremismus zu bekämpfen, «das gehört auch dazu». Cem Lüfti Karatekin von der Basler Muslim-Kommission ist wichtig, dass Vorurteile abgebaut werden, was nur durch gezielte Aufklärung möglich sei. Michael Bangert, Pfarrer der Christkatholischen Kirche, wünschte sich denn auch, dass die Kampagne zu einem breiten Diskurs führe und das Thema so vertieft und verankert werde.


Zum Bild: Stadtpräsident Guy Morin präsentiert den Medien die von Kanton und 20 Allianzpartnern lancierte Kampagne «Basel zeigt Haltung».| Bild: 20minuten

Franz Osswald

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