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Grosse Gauguin-Ausstellung: Vom Paradies träumen

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01.01.2016
Die ursprüngliche Landschaft, das einfache Leben: Beides suchte Paul Gauguin in seiner Zeit als Maler. Gefunden hat er das Paradies nur in seinen Bildern, die in der Fondation Beyeler zu sehen sind.

Wo ist es zu finden, das Paradies auf Erden? Jener Ort, wo man mit einem hiesigen Sprachbild lebt wie «Gott in Frankreich». In Frankreich lag es nicht, zumindest für Paul Gauguin nicht, den Karrieristen, Weltenbummler, Bohemien und Aussteiger, der den grossen Erfolg kannte, aber am Ende im vermeintlichen Paradies vor dem Abgrund stand ein Leben zwischen Extremen.
Im Alter von 24 Jahren schreibt sich Paul Gauguin an der Freien Kunstakademie Colarossi ein. Bereits vier Jahre später macht er Bekanntschaft mit den Künstlern Pissarro und Cézanne. 1883 fasst Paul Gauguin einen Entschluss, der aus heutiger Sicht für die Kunst zur Sternstunde wurde, für Gauguins Privatleben aber weitereichende Folgen hatte: Er gibt seine Stelle als Versicherungsmakler auf. Die folgenden Jahre sind geprägt von der Suche nach Wohnorten mit geringen Lebenserhaltungskosten, um die siebenköpfige Familie ernähren zu können.

Paradies im Kopf
Diese äusseren Umstände dürften zu Gauguins Suche nach einer neuen Ursprünglichkeit und Einfachheit beigetragen haben. In der Künstlerkolonie von Pont-Aven in der Bretagne schien er sie gefunden zu haben. Dort entwickelt er mit Künstlerfreunden einen neuen Malstil, den «Synthetismus». Der Stil bedeutete künstlerisch jenen Schritt, der Gauguin in seinen Gemälden eine Annäherung ans Paradies ermöglichte. Im Leben fand er es nicht. Auch auf der Insel Hiva Oa nicht, wo er im «Maison du Jouir» lebte und völlig mittellos starb.
Dazu Kunsthistoriker Johannes Stückelberger: «Das Anliegen von Künstlern wie Gauguin war es, im Bild einen idealen, ursprünglichen Zustand zu realisieren, den es in Wirklichkeit nicht mehr gab. Selbst wenn sie hofften, ihn noch zu finden, im Falle Gauguins in der Bretagne oder in der Südsee.»
Als Beispiel soll sein Gemälde «Obsternte» dienen. Steht nicht fürs Paradies, dass dort geerntet wird, was man nicht gesät hat? Dort, wo Mensch und Tier in Harmonie zusammenleben. Wo die Ursprünglichkeit in der Nacktheit der entblössten Brust ihren Ausdruck finden. Und die verheissene Fülle sich im üppigen Farbenspiel widergespiegelt Nicht das Paradies der Bibel zu finden, war Gauguins Ziel, sondern das Geheimnisvolle der ursprünglichen Schöpfung zu ergründen.
«Kopieren Sie nicht zu sehr nach der Natur. Die Kunst ist eine Abstraktion; entlocken Sie der Natur etwas, indem Sie vor ihr träumen und denken Sie mehr an die Schöpfung als an das Ergebnis. Das ist das einzige Mittel, um zu Gott zu gelangen und es unserem göttlichen Meister gleich zu tun das Erschaffen», schrieb Gauguin im Jahre 1888. Auf einem Relief über dem Türsturz des «Maison du Jouri» hat Gauguin kurz vor seinem Tod sein «Glaubensbekenntnis» hinterlassen: «Soyez mysterieuses, Soyez amoureuses et vous serez heureuses.» Das geheimnisvolle Göttliche, das sich in der Schöpfung und in der gelebten Liebe manifestiert ist das nicht zutiefst christlich?


Fondation Beyeler Riehen: Paul Gauguin, 8. Februar bis 28. Juni.


Zum Bild: «Von der Natur träumen und an die Schöpfung denken, um zu Gott zu gelangen», lautete Paul Gauguins künstlerisches Credo auch für sein Bild «Obsternte» (1899). |The Pushkin State Museum of Fine Arts, Moskau, zVg

Franz Osswald

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