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Starker Franken trifft die Hilfswerke der Kirchen

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01.01.2016
Der Entscheid der Schweizer Nationalbank, den Franken freizugeben, hat Auswirkungen auf die Hilfswerke. Wie eine Umfrage zeigt, können Projekte im Ausland vom starken Franken profitieren. Doch es gibt auch Verlierer.

Jahraus, jahrein sammeln Kirchgemeinden und Hilfswerke Spenden für Projekte im Ausland. Dies in harten Franken. Zurzeit läuft die jährliche Sammelkampagne von «Brot für alle» und «Fastenopfer». Die Freigabe des Frankens durch die Nationalbank könnte für Hilfswerke einen positiven Effekt haben. Der veränderte Wechselkurs könnte das Geld für die armen Bevölkerungsschichten im Süden vermehren. «Wir haben für die Südprogramme mehr Spielraum», bestätigt Matthias Dörnenburg, Mediensprecher von «Fastenopfer», gegenüber kath.ch. «Der starke Franken wirkt sich positiv aus, weil die Partner im Süden mehr Leistung bekommen.»

An den Dollar gekoppelt
Auf reformierter Seite ist man weniger euphorisch: Generell sei jede Aussage zu dieser Frage Kaffeesatzlesen im Finstern, meint Urs Walter, Medienverantwortlicher bei «Brot für alle». Man wisse nicht, wie sich der Kurs im Laufe des Jahres entwickle. Lange nicht alle Zahlungen seien mit dem Euro gekoppelt. Viele Kosten im Ausland fielen in Dollar und anderen Währungen an. «Da hat die Aufwertung teilweise bereits 2014 stattgefunden.» Wie stark die Partner, deren Verpflichtungen in Franken festgelegt wurden, vom Wechselkurs profitieren, könne er im Moment nicht sagen, erklärt Urs Walter. Das sei zu früh.
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz Heks engagiert sich unter anderem in Osteuropa, wo mit Euro oder Dollar kalkuliert wird. Mit dem Spendenfranken könne so mehr erreicht werden, bestätigt Dieter Wüthrich von der Medienabteilung. Ansonsten lasse sich für 2015 noch wenig aussagen. Auch nicht, wie sehr eine allfällig angespannte Wirtschaftslage in der Schweiz die Spenden beeinflusse. «Es könnte sein, dass Unternehmen zurückhaltender spenden, wenn sie ihre Ausgaben straffen müssen.»
Auch in den meisten Partnerprojekten von Mission 21 rechnet man in Dollar ab. In Afrika, Asien und Südamerika spiele der starke Franken eine untergeordnete Rolle. Im Gegenteil, für Mission21 hat der veränderte Wechselkurs negative Folgen, sagt der Informationsbeauftragte Christoph Rácz. Ein Teil der Gelder des Basler Missionswerks stammen aus dem Euroland Deutschland. Die Basler Mission Deutscher Zweig und EMS überwiesen 2014 gut 900'000 Franken. Bei unverändertem Wechselkurs würde dies 2015 auf einen um mehr als 100'000 Franken geringeren Betrag hinauslaufen.

Die Solidarität kann zunehmen
Offen seien die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf das Fundraising, meinen die Mediensprecher. «Es kann sein, dass die wirtschaftliche Verschlechterung zu mehr Solidarität führt», erklärt Matthias Dörnenburg. Urs Walter bestätigt dies. Er will keine Krise herbeireden und über Auswirkungen spekulieren, solange keine da ist. Walter betont, wichtig sei jetzt, dass die Spender vor lauter Diskussion um den Wechselkurs die Armutsbetroffenen in der Schweiz wie im Süden weiterhin unterstützen. «Letztere leiden unter Klimawandel, Krieg, Hunger und kaum unter den Wechselkursen.»

Tilmann Zuber

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