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Wo das Herrgottströpfli heranwächst

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01.01.2016
20 Jahre Rebverein Rosenberg: Eine Besonderheit in Buchthalen ist der Rebberg auf der Parzelle des Pfarrhauses der Kirchgemeinde. Seit zwanzig Jahren bewirtschaftet der Rebverein Rosenberg die Reben beim Pfarrhaus und gewinnt eigenen Wein, das Herrgottströpfli.

Für die Mitglieder der Kirchgemeinde Buchthalen ist das Herrgottströpfli nicht mehr wegzudenken. Der Rebverein Rosenberg gewinnt seit 20 Jahren den Wein aus den Reben beim Pfarrhausgarten. Gereicht wird er beim Abendmahl und an Veranstaltungen der Kirchgemeinde. Wie er mundet, erklärt Vereinspräsident Walter Rüegg: «Die Rebsorte Regent, aus der das Herrgottströpfli gekeltert wird, liefert einen farbintensiven Rotwein mit viel Körper und ausgeprägter Tanninstruktur. Ich würde ihn als milden, samtigen Rotwein bezeichnen. Aromen von Kirschen oder Johannisbeeren erinnern an einen südländischen Rotwein.»
Seinen Namen verdankt der Wein einem Wettbewerb unter den Vereinsmitgliedern. Herrgottströpfli war unter den Vorschlägen. Die Grafikerin Andrea Werthmüller gestaltete die Etikette, die heute Kultstatus besitzt. Das erste Herrgottströpfli kelterte noch der Staatskeller. Heute tun das die Nachfolger von Albert Strasser in Uhwiesen, Cédric und Nadine Besson Strasser.
Die Parzelle auf der das Pfarrhaus der Evang-ref. Kirchgemeinde Buchthalen steht, neigt sich Richtung Buchthalerstrasse. Der gut besonnte Hang war mit Obstbäumen und Beerenstauden bepflanzt, die keinen Ertrag mehr hergaben. «Die Bewirtschaftung der Halde war eine Zumutung für eine Pfarrperson, sofern nicht Bergbauernblut in ihren Adern floss», erinnert sich Walter Rüegg. Statt den Unterhalt einem Gärtner zu übertragen, sei die Idee aufgekommen, einen Rebberg anzulegen. Die Kirchgemeinde liess sich überzeugen und so kam es am März 1995 zur Gründung des Rebvereins Rosenberg. Unter Anleitung der Rebmeister des Kantons und der Stadt Schaffhausen pflanzte man 200 Rebstöcke der Sorte Regent. In den Schaffhauser Weinhandlungen sucht man den Wein aus dem Rebberg beim Pfarrhaus aber vergebens. «Der Wein ist ausschliesslich für den Eigenbedarf bestimmt», sagt Walter Rüegg, «er ist der Lohn für unsere Mitglieder, die übrigens unentgeltlich im Rebberg arbeiten.»

Wümmet ist beliebt
Der Rebverein Rosenberg ist fest in der Kirchgemeinde verankert. So hat er neben der Bewirtschaftung der Reben auch das Ziel, die Gemeinschaft zu pflegen. In den ersten 18 Jahren bestand der Verein ausschiesslich aus Mitgliedern der Kirchgemeinde Buchthalen. Seit dem Beitritt der Kirchgemeinde in den Verband der evangelisch-reformierten Kirchgemeinden in der Stadt Schaffhausen dürfen auch die Mitglieder der Verbandsgemeinden beitreten. Der Stadtverband leistet einen jährlichen Beitrag an den Verein zur Abgeltung der Unterhaltsarbeiten im Pfarrhausgarten. Umgekehrt erhält die Kirchgemeinde Schaffhausen-Buchthalen jährlich eine bestimmte Anzahl Flaschen Herrgottströpfli. Der Abendmahlswein wächst beim Pfarrhaus und oft schon fanden in Zusammenarbeit mit dem Rebverein Gottesdienste im Pfarrhausgarten statt.
Die Arbeiten im Rebberg finden unter der fachkundigen Anleitung des Rebmeisters Martin Graf statt. «Das Bewirtschaften der Reben ist eine schöne Arbeit, die nicht am Boden gemacht werden muss», weiss Walter Rüegg. Es sei aber niemand dazu verpflichtet, im Rebberg zu arbeiten. Recht beliebt sei die Wümmet, weil sie auch für Kinder geeignet sei. Ein wichtiger gesellschaftlicher Anlass sei die Generalversammlung. «Wer aktiv in den Reben mitgearbeitet hat, erhält dann den Reblohn in Form von Wein ausbezahlt», erklärt Walter Rüegg.

Fest der Traubenblüte
Der Verein hat neben der Bewirtschaftung der Reben auch das Ziel, das Zusammengehörigkeitsgefühl der rund 160 Mitglieder zu stärken. Das geschieht durch gesellschaftliche Anlässe. Der Traubenblust ist für das Weinjahr von wichtiger Bedeutung. Der Rebverein Rosenberg feiert dieses Ereignis jeweils in den Reben bei einem Glas Wein und einer Wurst vom Grill. «Nach alter Bauernregel sollten die Trauben an Johanni, also jeweils am 24. Juni, blühen», weiss Weinkenner Walter Rüegg. Zu Johanni sind alle Mitglieder mit ihren Familien eingeladen, unabhängig davon, ob sie aktiv in den Reben mitarbeiten oder nicht. Die Mitglieder des Rebvereins unternehmen auch gemeinsame Ausflüge und Reisen in Rebgebiete in der Schweiz und im nahen Ausland.
Das Zwanzig-Jahr-Jubiläum möchte der Verein dafür nutzen, neue Mitglieder zu werben. «Wir möchten die nächste Generation motivieren, das begonnene Werk weiterzuführen», sagt Walter Rüegg. «Die Reben sind nun 20 Jahre alt. Sie können aber ohne weiteres 40 Jahre alt werden.»


Jubiläumsfest. Sonntag, 21. Juni, 11 Uhr,
Familiengottesdienst mit Esther Schweizer und Daniel Müller. Mit den Unterrichts­kindern und Peter Geugis am E-Piano. Anschliessend Bratwurst, Dessertbuffet und Getränke. Bei Regen im Hofackerzentrum, Auskunft: Tel. 052 625 35 02 ab 9 Uhr.


Bild oben: Die Arbeit in den Reben ist für Familien geeignet. Der Rebverein hofft, dass auch kommende Generationen Freude finden am Wirken im Weinberg.

Bild unten: Vereinspräsident Walter Rüegg.

Adriana Schneider


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