Abstimmung im Thurgau: Ruhetagsgesetz auf dem Prüfstand
Am 28. September entscheidet die Thurgauer Stimmbevölkerung über eine umstrittene Lockerung des Ruhetagsgesetzes. Die Vorlage sieht vor, dass an den fünf hohen christlichen Feiertagen neu auch Kultur- und Sportveranstaltungen durchgeführt werden dürfen.
Mit der geplanten Revision soll das grundsätzliche Verbot von nicht-religiösen Veranstaltungen an Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, dem Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag sowie Weihnachtstag gelockert werden. Der Grosse Rat hatte der Vorlage mit hauchdünner Mehrheit von 68 zu 43 Stimmen bei 2 Enthaltungen zugestimmt.
Moderate Lockerung geplant
Die Gesetzesrevision sieht eine «moderate» Lockerung vor: Kulturelle und sportliche Veranstaltungen sollen erlaubt werden, sofern sie in geschlossenen Innenräumen stattfinden und nicht mehr als 500 Personen daran teilnehmen. Man wolle damit dem «gesellschaftlichen Wunsch» nachkommen, Veranstaltungen nicht-religiöser Art «in einem definierten, engen Rahmen» zuzulassen.
Kirchen kämpfen gegen Aufweichung
Die evangelischen und katholischen Kirchenräte des Kantons stellen sich dezidiert gegen die geplante Änderung. «Die hohen Feiertage sind wertvolle Inseln der Ruhe im Jahreslauf», erklärt Christina Aus der Au, Präsidentin des Evangelischen Kirchenrates. Der katholische Kirchenratspräsident Cyrill Bischof warnt: «Wer diese Tage kommerzialisiert, zerstört ein Stück unserer Kultur.»
Zunächst hatten die beiden Thurgauer Kirchenräte in ihrer gemeinsamen Vernehmlassungsantwort zum Entwurf des Ruhetagsgesetzes noch festgehalten, dass «die vorgeschlagene Lockerung wohl nicht aufzuhalten» sei, berichtet der Thurgauer Kirchenbote. Die beiden Landeskirchen würden sich «deshalb nicht aktiv gegen die vorgeschlagene Lockerung des Veranstaltungsverbots für Veranstaltungen nicht-religiöser Art zur Wehr setzen». Mittlerweile rufen sie die Bevölkerung jedoch aktiv zum Nein-Stimmen auf. Sie befürchten, dass die Feiertagsruhe schrittweise ausgehöhlt wird.
Tradition gegen Moderne
Die Abstimmung spiegelt den Konflikt zwischen traditionellen Werten und modernen Bedürfnissen wider. Während Befürworter mehr Flexibilität bei kulturellen Offerten fordern, sehen Gegner die christlich-abendländische Tradition bedroht. Die Kirchenvertreter warnen: «Wird die besondere Ruhe an Feiertagen einmal aufgegeben, ist sie kaum mehr zurückzugewinnen.»
Abstimmung im Thurgau: Ruhetagsgesetz auf dem Prüfstand