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Kräfte bündeln

Auch in Thun wollen Gemeinden jetzt fusionieren

von Marius Schären/reformiert.info
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06.06.2023
Die Reformierten der elftgrössten Stadt der Schweiz wollen ihre fünf zu einer Kirchgemeinde zusammenschliessen – jedenfalls im Grundsatz. 595'000 Franken sollen die Umsetzung ermöglichen.

Einziges Ziel der Fusion sei ein attraktives Gemeindeleben, sagte Ursula Straubhaar an der Medienkonferenz der reformierten Gesamtkirchgemeinde Thun. Die Pfarrerin ist Mitglied des Kleinen Kirchenrates (KKR, die Exekutive) in der elftgrössten Schweizer Stadt. Aktuell ist die reformierte Bevölkerung im Tor zum Berner Oberland noch auf fünf Kirchgemeinden verteilt: Thun Stadt, Strättligen, Lerchenfeld, Goldiwil und Paroisse francaise.

«Wenn eine Familie heute in der Stadt eine Strasse weiterzieht, kann es sein, dass sie in eine andere Kirchgemeinde kommt. Das verursacht administrativen Aufwand, Kinder kommen in eine andere Unterweisung – das muss nicht sein», sagt Thomas Straubhaar, ebenfalls Mitglied im Kleinen Kirchenrat. Mit einer Kirchgemeinde in Thun könnten die Ressourcen effizienter genutzt werden. Diese würden ohnehin knapper mit der Pfarrstellenreduktion und Mindereinnahmen durch die Steuern. «Die Kirchgemeinde Thun wird es dann besser ermöglichen, ein gezielteres Angebot zu machen, uns zu konzentrieren in Bereichen, die wirklich nachgefragt sind.»

Kirchgemeinde Thun ab 2027 angestrebt

Ziel der Exekutive der Gesamtkirchgemeinde ist es, dass die Kirchgemeinde Thun 2027 Realität wird.

Dazu muss zuerst der nächste wichtige Schritt im Prozess am 12. Juni gemacht werden. Dann befindet das Parlament der Gesamtkirchgemeinde, der Grosse Kirchenrat, über den Antrag des Kleinen Kirchenrates für einen Kredit von 595'000 Franken. Dieser soll das Fusionsprojekt finanziell ermöglichen.

Sagt das Parlament erwartungsgemäss Ja, werden diverse Gruppen involviert in die Ausarbeitung des Fusionsvertrags und der nötigen Reglemente. Diese sollen bei den Kirchgemeinden die Vernehmlassung durchlaufen, von den Gemeindemitgliedern gutgeheissen – und im Jahr 2025 durch eine Volksabstimmung (aller Thuner Reformierten) bestätigt werden.

Die Abstimmungsunterlagen für die Fusion erarbeiten sollen gemäss dem KKR-Antrag: das Steuergremium mit Vertretungen aller Kirchgemeinden, der Gesamtkirchgemeinde, der Pfarrschaft, der Diakonie und der Katechetik; die Projektleitung als Ausführende der Beschlüsse des Steuergremiums, ein Projektsekretariat und ein Sounding-Board. Letzteres ist zusammengesetzt aus Kirchenmitgliedern und vorgesehen für die Beratung in Fragen, die «einer breiteren Abstützung der Meinungsbildung als im Steuergremium bedürfen», schreibt der KKR.

23'000 Mitglieder neu organisieren

Dass das alles kompliziert klingt, hat einen guten Grund, findet Thomas Straubhaar: «Die grösste Herausforderung ist, dass wir einen möglichst breiten Konsens erzielen können bei der Organisation des kirchlichen Lebens.» In der relativ kurzen angestrebten Zeitspanne auszuarbeiten, wie eine neue Gemeinde mit etwa 23'000 Mitgliedern organisiert sein könnte, sei «ehrgeizig», findet der Kleine Kirchenrat.

Doch es sei wichtig, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen. Deshalb will der Kleine Kirchenrat auch intensiv «informieren und involvieren». Und Straubhaar betont, dass das Vorhaben nicht in erster Linie ein Sparprojekt sei. Die Ressourcen würden auf alle Fälle knapper wegen der schwindenden Mitgliederzahlen. Umso wichtiger sei dieses «Organisationsprojekt». «Mit einer Kirchgemeinde wird es beispielsweise viel einfacher, eine Pfarrstelle für die Jugend fürs ganze Gebiet zu haben.»

Insgesamt sprechen nach Ansicht des Kleinen Kirchenrates viele Argumente für eine Fusion: Die schwerfällige, unübersichtliche und zum Teil in Kompetenzen sich überschneidende Zusammenarbeit der heutigen Kirchgemeinden und der Gesamtkirchgemeinde würde vereinfacht und transparenter. Die Verwaltung würde professioneller und kompetenter. Das Geld könnte gezielter für kirchliche Aufgaben eingesetzt werden. Und der Zusammenschluss würde der Mobilität der Bevölkerung besser Rechnung tragen.

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