Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Die Knabenkantorei singt das Weihnachtsoratorium

Bach im Basler Münster

von Toni Schürmann
min
27.11.2025
Seit vielen Jahren prägt die Knabenkantorei Basel die Christnachtfeier im Basler Münster mit festlicher Musik. Auch in diesem Jahr erklingt am 24. Dezember um 22 Uhr die erste Kantate aus Johann Sebastian Bachs «Weihnachtsoratorium».

Die Knabenkantorei Basel (KKB) ist vom Rheinknie nicht mehr wegzudenken. Neben Auftritten in der Region führten Konzertreisen den Chor in unzählige Länder der Welt. Im Herbst 2023 gewannen die jungen Männerstimmen der KKB an den European Choir Games den Europameistertitel in der Kategorie «Musica Sacra with Accompaniment» sowie den Grand Prix of Nations in derselben Kategorie.

Das hohe Niveau der KKB gewährleistet ein qualifiziertes und engagiertes musikpädagogisches Team. Einer davon ist Rolf Herter. Der 1965 in Stuttgart geborene Schulmusiker, Pianist und Chorleiter kam 1991 zur KKB und gehört damit zu den «Urgesteinen». Seit 2016 – nur unterbrochen durch Corona – dirigiert er an Heiligabend die erste Kantate aus Bachs «Weihnachtsoratorium». Pflichterfüllung war dies für ihn nie. «Noch mit 17 wollte ich Theologe werden. Nur die ‹Pfarrerschwemme› in Württemberg hat mich davon abgehalten», sagt Herter. Ein Gottesdienst sei für ihn stets etwas Grossartiges. «Zur Verkündigung habe ich immer beigetragen – zwar nie von der Kanzel, dafür vom Dirigentenpult.»

2000 Jahre alte Geschichte

Der Heilige Abend ist für Herter ein ganz besonderer Tag. Die Kirchen sind voll. Es kommen Menschen, die sonst der Kirche eher fernbleiben. «Die Atmosphäre ist einmalig, das grosse Münster mit Kerzen beleuchtet und weihnächtlich geschmückt. Die Akustik im Münster ist grandios, der Hall trägt den Klang weit und hüllt den Zuhörer in ein warmes Licht», schwärmt Herter. Speziell sei die gros-se zeitliche Spanne. «Die erzählte Geschichte ist 2000 Jahre alt und wird im 1000 Jahre alten Münster erzählt. Die Musik hingegen ist nur gerade 300 Jahre alt – gesungen von ganz jungen Sängern.»

Die erste Kantate von Bachs «Weihnachtsoratorium» spanne einen grossartigen Bogen von hoch zu tief, von laut zu leise, vom Kind zum König, vom Gewaltigen zum Zarten. «Sie beginnt mit den unglaublichen fünf Paukenschlägen: dam/dam/dam/dam/dam. Damit wird sofort gesagt: Hört her! Es kommt etwas Besonderes! Welches andere geistliche Stück beginnt so?», fragt Herter rhetorisch. «Nach dem jubelnden Anfang führt ein Rezitativ zur intim-sehnsuchtsvollen Altarie, die den ‹Bräutigam› erwartet, gefolgt vom Pianissimo-Choral ‹Wie soll ich dich empfangen?›, dann führt uns ein Choral-Arioso wieder zu den Trompeten, zur Bass-Arie vom ‹Gros­sen Herrn› und zum Schlusschoral. Mehr Vielfalt geht nicht.»

«Der Musikalische Garten»

Während in früheren Jahren das Capriccio-Barockorchester das «Weihnachtsoratorium» im Münster begleitete, ist aus Termingründen neu das Ensemble «Der Musikalische Garten» mit von der Partie. «Ich freue mich darauf, neue Menschen kennenzulernen und mit ihnen Musik zu machen. Die Aufnahmen des Ensembles, die ich bisher gehört habe, sind vielversprechend», sagt Herter. Wichtig sei, dass man als Dirigent nicht den Lehrmeister spielt, sondern die musikalischen Angebote der Musiker annimmt und mit ihnen arbeitet.

Der Konzertchor der Knabenkantorei Basel singt Johann Sebastian Bachs «Jauchzet, frohlocket!» zusammen mit den Solisten Julian Schmidlin (Altus), Jonathan Bötticher (Tenor) und Tobias Wicky (Bass). «Mit Bachs strahlender Musik erhält die Heilige Nacht im Münster ihren besonderen Glanz und Tiefgang», ist Rolf Herter überzeugt.

 

Die Knabenkantorei

Basel ist eine Chorschule für Knaben und junge Männer im Alter zwischen 6 Monaten und 26 Jahren. Das Angebot reicht vom Eltern-Kind-Singen über verschiedene Kursstufen bis zum Konzertchor mit Knaben- und Männerstimmen. Das Repertoire umfasst sowohl geistliche als auch weltliche Literatur und reicht von A-cappella-Werken der Renaissance über die grossen Oratorien der Romantik bis hin zu Volksliedern und populären Ohrwürmern. www.knabenkantorei.ch

Unsere Empfehlungen

Brücken der Hoffnung

Brücken der Hoffnung

«Opishnya» steht stellvertretend für 27‘000 ukrainische Dörfer mitten im Krieg. Margarita Antoni möchte den Fokus der Hilfe, der bisher auf die Städte gerichtet war, vermehrt hin zu den Dörfern lenken.