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Der Basler Tod bittet wieder zum Tanz

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01.01.2016
208 Jahre nach seiner Zerstörung tanzt er wieder: Der Basler Totentanz bei der Predigerkirche, neu inszeniert vom Filmemacher und Künstler Peter Greenaway.

Im Jahre 1440 wurde er geschaffen, der Basler Totentanz. Seine einfache Botschaft ist heute so aktuell und gültig wie damals: Jeder Mensch muss sterben, der Tod bittet jeden zum letzten Tanz, egal ob Papst, König oder Bettler. Sogar der Basler Totentanz fand sein Ende im Jahre 1805. Nur noch wenige Zeugnisse konnten in die heutige Zeit gerettet werden. Gelegenheit also, den Basler Totentanz neu aufleben zu lassen mit zeitgemässen Mitteln und in zeitgenössischer Form via Videoscreen. Wer wäre dazu besser in der Lage als der weltbekannte Künstler und Regisseur Peter Greenaway. Er, der von sich selbst sagt, dass der Tod «meine nächste grosse Herausforderung» ist.
18 Grabmäler hat der Künstler geschaffen, die in Anlehnung an den alten Basler Totentanz den Bezug zu heute herstellen (12 auf dem alten Friedhof, 6 in der Predigerkirche). Die Grossen unserer Zeit werden mit dem Tod tanzen, aber auch einfache Leute kommen zum Zug. Eingeflochten in die Figurenszenen sind Episoden, die unseren Umgang mit dem Tod und dem Töten aufzeigen schonungslos. Die Installation zeige auch Autounfälle, Flugzeugabstürze und Hinrichtungen, so Peter Greenaway. «Künstler haben die Verantwortung zu provozieren und damit eine Alternative zum Status quo zu geben. Als Künstler riskiere ich, etwas aufzuzeigen, was Menschen sich selbst nicht zutrauen.» Zwar werden auch Texte die Bilder begleiten, das Hauptmerkmal liegt aber auf den 40 Filmsequenzen. Dazu Peter Greenaway: «Die meisten Menschen sind visuelle Analphabeten. Nur weil wir Augen haben, heisst das noch lange nicht, dass wir sehen können.» Deshalb will er die Kommunikation durch Bilder fördern. Die Kontinuität sei durch den damals in Basel arbeitenden Holbein und seine Werke, die heute im Kunstmuseum zu sehen sind, gegeben.

Neuer Totentanz bleibt in Basel
Die Vernissage des neuen Basler Totentanzes findet am 31. Oktober um 18 Uhr in der Predigerkirche statt. Im November wird ein reichhaltiges Programm mit 36 Veranstaltungen geboten. Alle 40 Filmsequenzen werden in Zukunft in der Predigerkirche zu sehen sein. Organisiert wird der Anlass vom Verein Totentanz mit Michael Bangert, Carmen Bregy und Matthias Buschle. Dem Patronatskomitee gehört Lukas Kundert, Kirchenratspräsident der reformierten Kirche Basel-Stadt, an.


Zum Bild: Installation: Der Tod «tanzt» mit dem Mönch.|zvg

Franz Osswald

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