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Philosophie

Der Philosoph Friedrich Nietzsche: Leitfigur für extremes Denken

von epd
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22.08.2025
Friedrich Nietzsche steht für radikales Denken. Der Philosoph, der zeitweise in Basel lebte, sah im 19. Jahrhundert den Zerfall alter Weltbilder und den schwindenden Einfluss der Religion voraus. Vor 125 Jahren, am 25. August 1900, starb er nach langer geistiger Krankheit mit 55 Jahren.

Am 15. Oktober 1844 wurde Friedrich Nietzsche in Röcken in Sachsen-Anhalt als Sohn eines lutherischen Pfarrers geboren. Sein Vater stirbt früh, er wächst zusammen mit Grossmutter, zwei Tanten, der jungen Mutter Franziska und der Schwester Elisabeth in Naumburg auf. Er ist hochbegabt, komponiert Musik und verfasst Gedichte. «Kleiner Pastor» ist sein Spitzname.

Nach Schule und Studium der Theologie und klassischen Philologie in Bonn und Leipzig wird Nietzsche 1869 wegen seiner Veröffentlichungen der Doktorgrad ohne Prüfung in Leipzig erteilt. Mit knapp 25 Jahren ist er ausserordentlicher Professor für griechische Sprache und Literatur an der Universität Basel. Als Krankenpfleger nimmt er zwar 1870 am Deutsch-Französischen Krieg teil, doch wegen Krankheit muss er vorzeitig nach Basel zurück.

 

 

Das umfangreiche Werk des Pfarrerssohns wird oft verkürzt auf seinen berühmten Ausspruch «Gott ist tot». In seiner 1882 erschienenen Aphorismensammlung «Die Fröhliche Wissenschaft» erzählt er von einem Mann, der «am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: ‹ich suche Gott! Ich suche Gott!›». Er endet schliesslich im Ruf: «Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet.» Die spätere Vereinnahmung Nietzsches durch das NS-Regime sehen Experten als Missbrauch des Denkers. Dies steht im völligen Gegensatz zu dessen Denken.

Seit 1876 wurde er immer häufiger beurlaubt. Die Kopf- und Augenbeschwerden werden schlimmer, 1879 gibt er sein Lehramt an der Universität Basel auf, erhält aber eine monatliche Pension. Er isoliert sich zunehmend, lebt als staatenloser freier Schriftsteller in Italien, Südfrankreich und im schweizerischen Sils-Maria. In Turin erleidet er 1889 einen psychischen Zusammenbruch. In Weimar, unter der Obhut seiner Schwester und umstrittenen Nachlass-Verwalterin Elisabeth Förster-Nietzsche, verbringt er seine letzten Lebensjahre. Am 28. August 1900 wird er in seinem Geburtsort Röcken beigesetzt. An seinem Grab sprechen Freunde Worte aus seinem Hauptwerk «Also sprach Zarathustra».

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