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Die Freiheit, die ich meine

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01.01.2016
Zootiere leben in Gefangenschaft. Wirklich? Oder leben sie nicht wie Wildtiere in genau abgesteckten Terrritorien? Wie verhält es sich im Zoo mit der Freiheit, die ich meine ...?

Sonntagmorgen, schönes Wetter, Gelegenheit für einen Sonntagsspaziergang in die freie Natur zum Beispiel in den Zoo. Freie Natur im Zoo? Zoo-direktor Olivier Pagan nimmt den Faden mit dem Sonntagsspaziergang gleich auf. «Der Sonntagsspaziergang ist eine Erfindung des Menschen. Ein Tier in freier Wildbahn würde dies nie tun.» Denn die freie Wildbahn ist so frei auch wieder nicht. Die Wildtiere leben, so Pagan, in ihrem Territorium, das fest abgesteckt ist und sich nach dem Futterangebot richtet. Pagan: «Können Wildtiere den Futterbedarf in kleinerem Umkreis abdecken, werden die Wege automatisch kleiner, denn in der Natur wird keine Energie vergeudet.»
Im Zoo entspricht das Gesagte dieser Lebenssituation. Die Futterbeschaffung ist so geregelt, dass kein grosses Territorum nötig ist. Dass diese Philosophie stimmt, beweisen unter anderem die Kängurus. Ihr Gehege ist im Vergleich zu ihrem Lebensraum in Australien klein. Dennoch sehen sie keinen Grund, ihr eng gestecktes Territorium zu verlassen. Das könnten Sie nämlich ohne grosse Mühe. Der Wassergraben zwischen Gehweg und Gehege hat lediglich eine Breite von vier bis fünf Metern. Kangurus können aber bis zu dreizehn Metern weit springen. Es wäre für sie also ein Leichtes, einen kleinen «Sonntagsspaziergang» zu unternehmen, hält Olivier Pagan fest.
«Uns ist es wichtig, den Tieren so viele Entscheidungsmöglichkeiten wie möglich zu bieten.» Dazu gehört auch jene zu wählen, in welchem Raum man sich aufhalten möchte, oder ob ein Aufenthalt im Freien angesagt ist. Interessant sei nämlich, so Pagan, dass sich die Kängurus auch im Sommer sehr gerne im Stall aufhalten und nicht, wie erwartet werden könnte, unter freiem Himmel. «Die Gruppe entscheidet, was sie tun und was sie lassen will.»
Auch die Affen in der neuen Anlage seien wegen des schönen Freigeheges mehr draussen. Was sie aber sehr schätzen, sind die Netze, die ihr Gehege umgeben. Sie werden als willkommenes Kletterspielzeug genutzt. «Nicht die Grösse des Geheges ist im Zoo entscheidend, sondern dass es den Tieren einen abwechslungsreichen Lebensraum bietet die Einfriedung eingeschlossen», erklärt der Zoodirektor.

Viele «Freiwillige»
Neben den exotischen Tieren leben mindestens weitere 3000 einheimische Lebewesen «freiwillig» im Basler Zolli. Von den Kormoranen, die zwischen Rhein und Zoo pendeln, oder den Störchen, die im Frühjahr ihre Horste besetzen, bis zu Pflanzen, Vögeln, Kriechtieren und Würmern, die in grosser Vielfalt den Lebensraum Zoo besiedeln.
Gerade während der Schöpfungszeit, die in den Kirchen seit September zum Nachdenken über die Natur anregt, lohnt sich ein Zoobesuch unter dem Aspekt der «Freiheit, die ich meine ...»

Franz Osswald

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