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Er baute seine Kirche auf

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01.01.2016
Zum Tod von Roger Rohner ein Nachruf Roger Rohner war ein erfolgreicher Rufer im Namen des Herrn in einer immer säkularer werdenden Stadt. Dem Gemeindeaufbau widmete er sein Engagement, aber auch dem Gemeinwohl der Kirche(n) galt sein Interesse.

Traurig und aufgewühlt nehmen wir Abschied von unserem Gemeindepfarrer und Pfarrkollegen Roger Rohner. Sein Tod kommt für uns alle unerwartet und überraschend. Mit ihm verlieren die Gellertkirche und Münstergemeinde einen dynamischen und leidenschaftlichen Theologen, der weit über die Basler Grenzen hinaus für Bewegung in der Kirchenlandschaft gesorgt hat. Von Anfang an hat Roger Rohner, der sich als ehemaliger Primarlehrer an der STH Riehen und an der Uni Bern zum Pfarrer ausbilden liess, ein besonderes Anliegen für die Erneuerung der reformierten Kirche in sich getragen.
Bereits seine erste Pfarrstelle in Bischofszell zeigte viele Früchte dieses Engagements. Konsequent engagierte sich Roger Rohner über Jahre hinweg in der evangelischen Allianz und in der Arbeitsgemeinschaft für Gemeindeaufbau (AGGA). 1994 wurde er von der Gellertkirche nach Basel berufen und führte die Gemeinde in geduldiger und weitsichtiger Weise zu neuem Wachstum. Seine Idee, die beschränkten finanziellen und personellen Mittel der Kirche durch einen zusätzlichen Förderverein aufzustocken, wurde in den letzten Jahren von vielen Kirchgemeinden in der Schweiz als Erfolgsmodell übernommen. Zahlreiche Vikarinnen und Vikare haben Roger Rohners Leidenschaft für den missionarischen Gemeindeaufbau («Eine Kirche, die nicht missioniert, hat demissioniert») in ihre Kantonalkirchen hineingetragen.

Neues umgesetzt
Als Team-Mensch verstand er es, viele Menschen in die Gemeindearbeit einzubeziehen, zu vernetzen und zu inspirieren. Mit dem Projekt «Gellertkirche für andere» wagte sich Roger Rohner auf ein neues Gebiet des Gemeindeaufbaus, indem er einen Pfarrer für Kirchendistanzierte anstellen liess. In den folgenden Jahren konnte die Gellertkirche gros­se Ressourcen an Menschen und Ideen freisetzen, die weitum für Beachtung sorgten. Auch Kinder und Jugendliche lagen ihm sehr am Herzen. Roger Rohner hat ganz selbstverständlich neue Kommunikationsformen, Techniken und Musikformen in die Gemeindearbeit und Gottesdienste einflies-sen lassen, sodass sich auch die junge Generation gut in der Gellertkirche beheimaten konnte.

Internationale und nationale Impulse
Dabei hat er die Treue zur biblischen Botschaft und Hingabe an Christus stets an erste Stelle gesetzt. Bedeutungsvoll und mit vielen Kämpfen verbunden waren auch seine Impulse in der Frage zur Tauferneuerung und Taufpraxis innerhalb der reformierten Kirche. Bis zuletzt engagierte sich der Ostschweizer in regionalen und nationalen Gefässen für die Erneuerung der Kirche. Zu gerne wäre er in jungen Jahren nach Afrika in die Mission gezogen, musste aber aus gesundheitlichen Gründen zu Hause bleiben. Eine späte Frucht war die Gründung des Vereins Together for Uganda, der heute mit einer Partnerkirche in Mbale einen Kindergarten und eine Schule für ein paar hundert Kinder betreibt.
Roger Rohner hinterlässt seine Frau Christina und vier erwachsene Kinder mit ihren Partnern und zwei Enkelkinder. Mit Roger Rohner haben wir einen langjährigen Kollegen, Teamleiter, Freund und Bruder in Christus verloren. In grosser Dankbarkeit für alle gemeinsamen Wege und Erlebnisse überlassen wir ihn nun unserm guten Hirten, Jesus Christus.

Pfarrer Bruno Waldvogel-Frei




Abdankung in der Gellertkirche
«Wer werden uns wiedersehen»
Die Gellertkirche war bis auf den letzten Platz besetzt an der Abdankungsfeier für Pfarrer Roger Rohner. Noch am Sonntag vor seinem Tod predigte der Pfarrer der Gellertkirche und sagte: Wer Gott mit ganzem Herzen suche, der wird ihn finden, denn sein Name ist «Ich bin der Ich bin da».
Diese Suche nach Gott, die Roger Rohner Zeit seines Lebens getrieben und beflügelt hatte, stand ganz im Zentrum des Gottesdienstes. Dankbar und sogar mit Humor trugen die vier Kinder Rohners den Lebenslauf vor. Sie zeichneten das Bild eines Menschen, der als Menschenfischer erfolgreicher war, als als wirklicher Fischer, der nur einmalin seinem Leben einen Fisch aus dem Wasser gezogen habe. Roger Rohners Lieblingsbibelvers war Gundlage der Predigt: «Wer zum Herrn aufschaut, der strahlt vor Freude und sein Vertrauen wird nicht enttäuscht.» Der Ausspruch Davids sei aus der Not geboren, sagte Paul Kleiner, Rektor des Theologisch-Diakonischen Seminars Aarau. So wie der unwirtliche Mond im Lichte der Sonne erstrahle, so könne auch der Gläubige trotz Leid und Not im Lichte Gottes vor Freude strahlen. Roger Rohners Gottvertrauen wurde auch in schwierigen Situationen nicht enttäuscht.
Ein Satz, der Gottes lebensbejahende Zusage zum Ausdruck bringt, stand am Ende zweier Grussworte: «Wir werden uns wiedersehen am Morgen der Auferstehung.»  

Franz Osswald


Zum Bild: Die Gellertkirche war Pfarrer Roger Rohners Wirkungsstätte. Hier beim Spatenstich zur Erweiterung der Gellertkirche im September 2007 mit Kirchenratspräsident Lukas Kundert. | Giger

Pfarrer Roger Rohner

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