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Flüh lädt die Schweiz zur Ökumene ein

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01.01.2016
Vor vierzig Jahren wurde, als erste ökumenische Kirche der Schweiz, die Kirche Flüh gebaut. Ökumene ist dort so selbstverständlich, dass es keine Alternative gibt. Im Jubiläumsjahr lädt Flüh Kirchgemeinden aus der Schweiz zum Gottesdienst ein.

Die Schweiz befindet sich in Sachen Ökumene auf dem Rückzug. Die ganze Schweiz? Nein, in einem kleinen Dorf nahe der französischen Grenze lebt die Ökumene nach wie vor.
Was wie der Auftakt zu einem Asterix-Abenteuer klingt, ist Fakt. Während in der Schweiz die Ökumene zwischen Reformierten und Katholiken schwierig geworden ist, bildet sie in der ökumenischen Kirche Flüh nach wie vor die Basis ihrer Kirchgemeinde. Seit vierzig Jahren feiern die Reformierten und Katholiken aus sieben Dörfern im solothurnischen Leimental gemeinsam Gottesdienste und veranstalten zusammen Anlässe.
2014 will man im Jubiläumsjahr ein Zeichen setzen. An jedem letzten Sonntag im Monat lädt die reformierte Kirchgemeinde Flüh eine Kirchgemeinde aus der Schweiz in ihren Gottesdienst, um diesen gemeinsam zu feiern. Die Konfession spielt dabei keine Rolle. Flüh ruft Gemeinden und Gemeinschaften auf, sich zu melden. Die Heilsarme und die christkatholische Kirche Basel haben ihr Interesse bekundet, verrät Michael Brunner. «Mit der Gastfreundschaft wollen wir ein Zeichen für das Verbindende unter den Christen setzen,» erklärt der Pfarrer von Flüh. Wie sich die Feiern dann im Einzelnen gestaltet, werde sich ergeben, meint Brunner. Es werde sich zeigen, was möglich ist. Brunner ist jedoch überzeugt, dass man durch das gemeinsame Erlebnis beschenkt und reicher wird.

Berührungsängste abgebaut
Die ökumenische Kirche Flüh wurde 1974 in der Aufbruchstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils gegründet. Katholiken und Reformierte wollten in unzähligen kleinen Schritten aufeinander zugehen, erzählt der Theologe Armin Mettler, der diese Entwicklung erlebt hat und heute im Leimental arbeitet. Alte Berührungsängste zwischen den Konfessionen wurden abgebaut, die Trauung und Taufe gegenseitig anerkannt.
Wie sieht die Zukunft der ökumenischen Kirche Flüh aus, gerade da der Ton zwischen den Konfessionen merklich schärfer geworden ist? Michael Brunner ist davon überzeugt, dass die Ökumene im Leimental so gut verankert ist, dass sich nichts ändern werde. Für die 2000 Mitglieder der Kirchgemeinde sei sie selbstverständlich, es gebe keine Alternative dazu.


Zum Bild: Pfarrer Michael Brunner: «Mit der Gastfreundschaft wollen wir ein Zeichen für das Verbindende unter den Christen setzen.» | plüss

Tilmann Zuber

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