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Gemeinden teilen Pfarrpersonen

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01.01.2016
Serie: «Kirchgemeinden arbeiten Zusammen». Die Schaffhauser Kirche ist im Umbruch: In Zukunft werden Kirchgemeinden enger zusammenarbeiten müssen. Wie könnte das aussehen? Der Kirchenbote stellt in einer Serie drei Beispiele vor. Diesmal das Modell einer Pastorationsgemeinschaft im Klettgau.

Drei Kirchen, zwei Pfarrhäuser, 180 Stellenprozente: so sieht die gemeinsame kirchliche Infrastruktur von Wilchingen, Trasadingen und Osterfingen aus. Die drei bilden seit 1996 eine Pastorationsgemeinschaft, der kirchliche Dienst wird gemeinsam gestaltet. Die Pfarrpersonen teilen die Arbeit auf und profitieren von Synergien.
In der Regel sind an einem Sonntag zwei Pfarrpersonen in den drei Kirchen im Einsatz. Manchmal hält eine gar alle drei Gottesdienste in Trasadingen, Wilchingen und Osterfingen. Dafür muss sie am darauf folgenden Sonntag keine Predigt schreiben. Dann sind ihre Kollegin oder aufgrund der derzeitigen Vakanz eine Stellvertreter am Zug. Gelegentlich finden auch regionale Gottesdienste in nur einer Gemeinde statt. Die Senioren der drei Kirchgemeinden fahren gemeinsam in die Ferien und besuchen die gleichen Veranstaltungen. Konfirmandinnen und Konfirmanden werden gemeinsam unterrichtet. Jugendgottesdienste, Sonntagsschule und Unterricht finden in allen drei Gemeinden statt. «Den Synergiegewinn steckten wir bislang in die Lagerarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Vätern, Seelsorge im psychiatrischen Wohnheim, im Altersheim, einen Dorftreffpunkt in Trasadingen oder andere Projekte, die sonst nicht möglich wären», sagt Pfarrerin Irmgard Keltsch.
Die Zusammenarbeit hat historische Gründe. Lange Zeit war Trasadingen in Wilchingen kirchengenössig. 1926 wurde den Gemeinden erlaubt, je eine eigene Kirchgemeinde zu bilden, jedoch nur mit gemeinsamer Pastoration. Trasadingen besass noch nie einen eigenen Pfarrer. Auf Initiative der damaligen Pfarrer und Kirchenstände ist seit 1996 auch Osterfingen in die «Vereinbarung über die gemeinsame Pastoration» eingeschlossen.
«Weil die Kirchgemeinden rechtlich selbständig blieben, verfügen wir heute über vergleichsweise viele Stellenprozente», erklärt Peter Hauser, Präsident des für die Koordination zuständigen Kreiskirchenstandes. Als fusionierte Gemeinde würden die drei Dörfer heute nur über 100 Stellenprozente verfügen. «Dann könnte am Sonntag wohl nur noch in einer Kirche ein Gottesdienst stattfinden und müssten weitere Angebote gekürzt werden», so Hauser.
Peter Hauser hält das Modell der Pastorationsgemeinschaft für zukunftsfähig, die Zusammenarbeit könne für die Strukturreform als Beispiel dienen. «Auch mit weniger Stellenprozenten ist die Pastorationsgemeinschaft lebensfähig», glaubt er. Ganz ohne Reibung funktioniert diese natürlich nicht. Die Trasadinger fühlten sich manchmal im Nachteil ohne Pfarrperson vor Ort. Peter Hauser sagt: «Man könnte diskutieren, ob einmal ein Pfarrer in Trasadingen Wohnsitz nehmen soll.» Es sei nichts in Stein gemeisselt.

he

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