Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Serie (un-)heilige Verse – Folge 6

Homosexualität ein Verbrechen?!

von Esther Marchlewitz, Pfarrerin in Rorschach
min
23.06.2025
Homosexualität soll ein Vergehen sein? Folge 6 der Serie über anstössige Bibelverse widmet sich einem Satz, der eine lange und tragische Wirkungsgeschichte hatte.
Und wenn jemand mit einem Mann schläft, wie man mit einer Frau schläft, so haben beide einen Greuel verübt. Sie müssen getötet werden, auf ihnen lastet Blutschuld.

Homosexualität sei ein Verbrechen, so schlussfolgert manch einer aus den grausamen Worten. Aber stimmt das so? Dürfen zwei Männer sich nicht lieben?

In 3. Mose 20 werden ab Vers 10 vor allem sexuelle Handlungen von Männern mit (nahen) Verwandten oder mit fremden Ehefrauen unter Strafe gestellt. Erbkrankheiten sollen verhindert und die gesellschaftliche Ordnung sichergestellt werden. Wenn sich alle an die Regeln halten, kann jeder Mann sicher sein, dass die Kinder, die er ernährt, die eigenen sind. Aber was hat das mit Sex zwischen Männern zu tun? Hier kommt die Umwelt des antiken Israel ins Spiel. Dort ist es üblich, durch sexuelle Handlungen von Männern an Männern Macht und Überlegenheit zu demonstrieren – so, wie das bei Vergewaltigungen auch heute noch vorkommt, etwa in Gefängnissen. Das Opfer solcher Übergriffe galt damals als ehrlos und todeswürdig. Unser Vers verbietet solche Übergriffe, indem er in Israel auch den Täter für todeswürdig erklärt.

Ich gebe zu, der Vers bleibt trotzdem verstörend. Mit unserer Vorstellung von Homosexualität als einer Liebesbeziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Partnerinnen oder Partnern hat er nichts zu tun.

Die Bibel enthält manch anstössige Stellen. Eine solche bekommt in dieser Serie jeweils eine Pfarrperson vorgesetzt. Sind auch Sie auf einen Vers gestossen, der Ihnen sauer aufstösst oder ein ungläubiges Lachen entlockt? Dann schreiben Sie den Vers in die Kommentare.

Unsere Empfehlungen

«Gott wohnt mitten in der Vielfalt»

«Gott wohnt mitten in der Vielfalt»

Am 2. November feierten die regionalen Migrationskirchen feierten den Tag gemeinsam mit den reformierten Kirchen in Baselland und Basel-Stadt zum 26 Mal den «Tag der Völker». Einblick in einen Gottesdienst, in dem Kulturen aufeinandertrafen.
Im Diesseitigen das Jenseitige erfahren

Im Diesseitigen das Jenseitige erfahren

Die Suche nach einer Erfahrung, die in die Nähe des Göttlichen oder zu einer tieferen Wahrheit führt, ist in allen Religionen zu finden. Der Weg führt dabei oft über Rituale, die sich vielfältig zeigen: Nicht nur im Gebet, auch etwa im Tanz, dem Teetrinken oder dem Händewaschen erfahren Menschen ...