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«In diesem Sinne Prost!»

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01.01.2016
Mit dem Weggang von André Feuz verliert die Offene Kirche Elisabethen (OKE) einen Freund des Wortes als Seelsorger und einen Menschen mit feinem Humor.

«Prost», oder eben «prosit», wie der lateinische Ursprung lautet, bezeichnet in kürzester Form das, was man André Feuz auf seinem Weg wünscht: «es möge zuträglich sein, zu seinem Wohl beitragen». Diesen Wunsch hat die sinnige und mit Humor durchwobene Abschiedsfeier in der Elisabethenkirche mit Sicherheit erfüllt.
Dass die Feier ausgerechnet auf den Cantate-Sonntag fiel, mag Zufall sein, viel eher aber dem scheidenden Pfarrer zugefallen. «Singt dem Herrn ein neues Lied» steht über diesem Tag, ein Wort aus dem Psalm 98, auf das Kirchenratspräsident Lukas Kundert in seinem Dank hinwies. Genau dies sei das Programm der Offenen Kirche Elisabethen, nämlich Neues im Namen des Herrn zu wagen. «Im Kirchenraum die konkrete Lebenswirklichkeit wahrnehmen und darstellen» dies sei mit den Worten des ehemaligen Pfarrers der OKE, Felix Felix, laute Aufgabe. Dass sie erfüllt wird, bewies die Abschiedsfeier gleich selbst. Denn mit Offenheit wurde nicht ausgeklammert, dass André Feuz im vergangenen Jahr schwer erkrankte.

Weihrauch und Predigtwort
Die Aufgabe teile André Feuz mit der römisch-katholischen Theologin Monika Hungerbühler, in ihr fand er im wahrsten Sinne einen Gegenpart. Sie, die sich selbst als Sesshafte bezeichnete, traf auf einen, der gut als Weltenbürger bezeichnet werden darf. Weihrauch und Weihwasser trafen auf das gedrechselte Wort und ergänzten sich in «guter ökumenischer Zusammenarbeit», wie Hungerbühler feststellte. Als Zürcher, aus London gekommen und in Basel fast zehn Jahre geblieben, wird André Feuz weiterziehen. Erinnerungen an Fasnachtsgottesdienste oder das Lachen vom Kirchenturm wird er mitnehmen.
Wohin die Reise gehten wird, ist noch unklar. So unsicher, dass der Präsident des Vereins Offene Kirche Elisabethen, Markus Ritter, Bankok, Beirut und Bangladesch zur Auswahl stellte einfach weit weg. Wann das sein wird? Das ist noch offen: «Ich wollte einfach mal einen Punkt setzen» sagt André Feuz dazu.
Zur eindrücklichen Feier trug insbesondere die Musik bei. Keine «neuen Lieder» waren es, sondern Bestandenes. John Rutters «Toccata in seven», gespielt von Organist Nicola Cattadin, Mozarts Sonate in A-Dur von André Feuz gewünscht und von See Siang Wong am Flügel interpretiert, Chopins «Nocturne» und Debussys «Pagodes». Während des Apéros dann Fasnachtsklänge und «Slam Poet» Gabriel Vetter.
Das letzte Wort der Feier gehörte André Feuz und strich die offene Art und den feinen Humor des Pfarrers heraus: «Halten Sie es mit dem ­Apéro wie mir meine Onkologin zu raten pflegte: Trinken Sie einfach viel. In diesem Sinne Prost!»

Franz Osswald

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