Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug
Indonesische Fischer fordern Schadenersatz

Klimaklage gegen Holcim: Entscheid steht noch aus

von pd/nin
min
03.09.2025
Vier indonesische Fischer fordern vor Zuger Kantonsgericht Schadenersatz vom Schweizer Zementkonzern.

Die Hauptverhandlung in der wegweisenden Klimaklage gegen den Schweizer Zementriesen Holcim ist am Mittwoch ohne Urteil zu Ende gegangen. Vier indonesische Fischer von der Insel Pari verlangen vom Konzern Entschädigung für Klimaschäden, finanzielle Beteiligung an Hochwasserschutzmassnahmen sowie eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen.

Die Kläger Arif Pujianto, Ibu Asmania, Pak Bobby und Edi Mulyono leben auf der flachen Insel Pari, die zunehmend überflutet wird. «Wegen des Klimawandels steigt der Meeresspiegel, und deswegen wird unsere Insel immer stärker überschwemmt», erklärt der 54-jährige Mechaniker Pujianto. Das Hochwasser richtet regelmässig Schäden in seinem Haus an, heisst es in einer Medienmitteilung des Evangelischen Hilfswerks der Schweiz, Heks.

Die Verhandlung war eine Premiere in Schweizer Gerichtssälen: Erstmals standen Betroffene aus dem globalen Süden Vertretern eines Weltkonzerns gegenüber, den sie für ihre Situation mitverantwortlich machen. «Ich spüre die Auswirkungen des Klimawandels jeden Tag am eigenen Leib», sagte Klägerin Ibu Asmania vor Gericht. «Wo sollen wir hin, wenn unsere Insel untergeht?»

Holcim zählt gemäss Hilfswerk Heks zu den 50 grössten CO2-Emittenten weltweit und ist der grösste in der Schweiz. Die Zementherstellung verursacht 8 Prozent aller weltweiten Kohlendioxid-Emissionen.

Die Kläger fordern von Holcim eine anteilige Entschädigung der klimabedingten Schäden, Beiträge zu Anpassungsmassnahmen sowie eine Reduktion der CO2-Emissionen um 43 Prozent bis 2030 und um 69 Prozent bis 2040. Die Klage wird von Heks und der indonesischen Organisation Walhi unterstützt.

Das Verfahren fügt sich in eine internationale Entwicklung ein: Immer häufiger werden grosse Treibhausgas-Emittenten zur Verantwortung gezogen. Ein deutsches Gericht entschied im Frühjahr, dass «Carbon Majors» wie Holcim grundsätzlich für Klimakosten haftbar gemacht werden können. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag erklärte Ende Juli den Klimaschutz zur völkerrechtlichen Pflicht.

Wann das Zuger Kantonsgericht seinen Entscheid kommunizieren wird, bleibt offen.

 

Unsere Empfehlungen

Ein Prozess mit Signalwirkung

Ein Prozess mit Signalwirkung

Die Anwältin Nina Burri ist Fachperson für Wirtschaft und Menschenrechte beim Hilfswerk der Evang.-ref. Kirchen Schweiz. Sie verfolgt den Prozess, den bedrohte Fischer gegen Holcim anstreben.