Baselland, Basel-Stadt, Luzern, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Uri, Zug

Leben bejahen bis zum Schluss

min
01.01.2016
Ein kantonales Konzept will Palliative Care im Kanton Schaffhausen gewährleisten. Die Schaffhauser Kirche sieht ihren Beitrag darin, eine professionelle spirituelle Begleitung anzubieten. An der Versammlung von Pfarr- und Diakoniekonvent wurde über das «Wie» diskutiert.

Seit dem Jahr 2010 verfolgt die «Nationale Strategie Palliative Care» das Ziel, in der ganzen Schweiz Sterbenden eine gute Versorgung zu ermöglichen. Die Kantone sind aufgefordert, zusammen mit Gemeinden und Fachpersonen die nötigen Strukturen aufzubauen. Der Schaffhauser Regierungsrat hat im Jahr 2014 die Erarbeitung eines kantonalen Konzeptes «Palliative Care» für die ganzheitliche Behandlung und Unterstützung von Personen mit schweren, weit fortgeschrittenen Krankheiten eingeleitet. In dem Konzept soll geklärt sein, welche Spitäler und Heime und welche ambulanten Dienste Palliative Care anbieten können. Des Weiteren sieht das Konzept Weiterbildungen der Fachpersonen vor.
Über die Umsetzung des Konzeptes will die Regierung im Rahmen von Budget und Finanzplan 2016 entscheiden.

Alte Aufgabe neu ausrichten
Der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Schaffhausen setzt sich parallel dazu zum Ziel, den Betroffenen innerhalb der palliativen Versorgung Zugang zu spiritueller Begleitung zu ermöglichen. Vor sechs Monaten wurde dazu eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese stellte den Konzept-Entwurf am diesjährigen Pfarr- und Diakoniekonvent zur Diskussion.
Unter Palliative Care versteht man die Behandlung, Pflege und Begleitung von schwerkranken und sterbenden sowie alten und pflegebedürftigen Menschen. Ziel ist die Erhaltung einer bestmöglichen Lebensqualität bis zum Tod. «Palliative Care bejaht das Leben und betrachtet das Sterben als normalen Prozess, sie will den Tod weder beschleunigen noch verzögern», sagt Angela Bänteli von SEOP, der Spitalexternen Onkologiepflege der Krebsliga Schaffhausen, die am Konvent aus ihrem Berufsalltag berichtete. Zentrale Aufgabe der SEOP sei dabei, sich um die medizinischen und sozialen Anliegen des Patienten zu kümmern. «Es wäre wünschenswert, wenn Pfarrpersonen oder diakonisch Mitarbeitende die seelsorgerischen Gespräche übernehmen», wünschte sich Bänteli von den Anwesenden.
Als «alte Aufgabe in einem neuen Umfeld» bezeichnete Andreas Egli, Seelsorger am Kantonsspital Schaffhausen, die Zielsetzungen des Konzepts «Seelsorge in Palliative Care». Es sei schon immer Aufgabe der Kirche gewesen, schwerkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen zu begleiten. Heute sei es nicht mehr selbstverständlich, dass der Gemeindepfarrer an ein Sterbebett gerufen werde. «Es ist deshalb wichtig, die Vernetzung zwischen den beteiligten Berufsgruppen und der Seelsorge zu verbessern», betonte Egli.

Vernetzung fördern
Palliative Care basiert auf der Zusammenarbeit zwischen Pflege- und Betreuungspersonal, psychologisch geschulten Fachpersonen, Sozialarbeitern, Seelsorgern und freiwilligen Begleitpersonen. Ein grosses Wirkungsfeld sei die «Allgemeine Palliative Care», die in herkömmlichen Spitälern und Pflegeheimen sowie zu Hause oft unter Einbezug von Spitexmitarbeitenden und Hausärzten stattfindet.
«In einem Palliativ-Care-Team sind alle gleichwertig, jeder ist kompetent ist seinem Bereich», sagt Andreas Egli. Man müsse aber auch eine Ahnung haben von den anderen Bereichen. «Für einen Seelsorger ist es zum Beispiel wichtig zu wissen, was medizinische Massnahmen bedeuten und wie sie sich auswirken.» Deshalb sei die Weiterbildung für alle Berufsgruppen sehr wichtig.
Als nächste Schritte sieht die Arbeitsgruppe vor, dass die regionalen Pfarrkapitel ihre konkreten Ansprechpartner wie Heime, Spitexdienste, Ärzte festlegen und sich Vorschläge zur Kontaktaufnahme und Vernetzung überlegen. Die Resultate sollen im Pfarrkonvent vom November 2016 diskutiert werden.

Adriana Schneider

Unsere Empfehlungen

Weihnachtszeit, Wichtelzeit

Weihnachtszeit, Wichtelzeit

Christkind und Samichlaus haben Konkurrenz bekommen: Wichtel Finn schlägt für die Migros die Werbetrommel. Doch warum erobert ein ursprünglich skandinavischer Troll die Herzen der Schweizer?
Gemeinsam beten – zu intim?

Gemeinsam beten – zu intim?

Beten ist für viele fast so intim wie das, was im Schlafzimmer passiert, schreibt Pfarrerin Anna Näf in ihrem Gastbeitrag. Warum das Gebet einen geschützten Rahmen braucht – und wieso selbst sie als Pfarrerin manchmal Gebetshemmungen hat.