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Leserbriefe

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01.01.2016
Leserbriefe im Oktober

Kibo Oktober


«ONE NATION UNDER GOD»

Obama oder Romney? Wer ist der neue Schreihals, der in den USA nach dem Ruder greift? Mitt Romney, der Republikaner, ein Millionär. Er ist ein bekennender Mormone. Was heisst das?
Im Mormonen-Staat Utah sind sie zu Hause. «Die Heiligen der letzten Tage» sehen sich als die einzige wahre Kirche. Alkohol, Rauchen und vieles andere ist verpönt. Sie haben vorzügliche Schulen mit renommierten Universitäten und die Kriminalität ist sehr klein im Lande. Vor Jahren beackerten die Mormonen den oberen Zürichsee und wir haben die sympathischen jungen Männer einige Male eingeladen. Dabei kamen wir auch zu dem Buch Mormon, das für sie über der Bibel steht. Dieses Buch steht sehr konfus zur Bibel und ist mit viel Männer-Dominanz durchsetzt. Gott ist aus Fleisch und Knochen und besitzt viele Frauen. In Anlehnung zu dieser Ansicht hatte der Gründer der Sekte, Joseph Smith, 29 Frauen. Der Mormone kann in seiner Entwicklung einmal zu Gott werden. Eine ledige Frau ist ein Unding, sie sollte unbedingt verheiratet sein, denn nach dem Tode geht die Zeugung weiter.
Nun sind auch wir in Europa gespannt, wer wird gewählt in den USA als nächster Steuermann? Kurt Meyer, Pfäffikon


BESCHNEIDUNG

Unnötige seelische Verletzung. Bei allem Respekt für jüdisches Brauchtum, ist das Urteil des Kölner Gerichtes voll und ganz nachvollziehbar, wonach Beschneidungen aus religiösen Gründen strafbar sind. Die Religion beruft sich auf Gott, der zu Abraham sprach: «Alles was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden.» (Mose 17,10) Wenn ein Arzt bei einem vierjährigen Knaben (wie im Fall der Kölner Rechtsprechung) eine Beschneidung des Geschlechtsorgans auf Geheiss der Eltern vornimmt, so ist das ein beträchtlicher Eingriff in das physische und seelische Wohlbefinden dieses Knaben, der nicht recht weiss, was ihm geschieht und wie er sich gegen diesen sehr unangenehmen und schmerzhaften Eingriff zur Wehr setzen kann. Es ist überdies bezeichnend, um nicht zu sagen sadistisch, dass die Knaben (Opfer) noch sehr klein sind und das Alter der Urteilsfähigkeit (etwa 8 Jahre) noch nicht erreicht haben. Die Berufung auf die Tausende Jahre alte Beschneidungstradition ist wohl als hilfloser und einziger Legitimationsversuch aufzufassen, welcher aber unserer heutigen Rechtsordnung und dem Schutz der Schwächsten zuwiderläuft. Stierkämpfe hatten auch eine lange Tradition!
Die Aussage: «Die Pflicht zur Beschneidung festigt den Bund, den Gott mit seinem Volk Israel geschlossen hat», ist insofern nicht verständlich, zumal Gott jeden Menschen, also auch nicht beschnittene Männer gleichwohl liebt und akzeptiert. Es ist auch nirgends plausibel erklärt, weshalb ein beschnittener Judenknabe ein besseres oder gläubigeres Mitglied im Bunde der Juden werden würde. So wird zwar behauptet, die Beschneidung von Knaben könne mit der Beschneidung der Klitoris bei Mädchen nicht gleichgesetzt werden. Tatsache ist aber, dass beide Tathergänge blutig und schmerzhaft einhergehen. Stierkämpfe hatten auch eine lange Tradition, bis diese als unnötig und vor allem als menschen- und tierunwürdig erkannt wurden, deshalb kann man nicht einfach kritiklos die heute geltende mitmenschliche Verantwortung ignorieren und sich auf einige Passagen in der Bibel, welche jahrtausende alt sind, berufen. Marcus Stoercklé jun., Basel


Wertschätzung von Minderheiten. Verlieren wir sie? Was bedeutet das für unsere Freiheit und Demokratie?
Ich danke Ihnen für die interessanten Berichte zum Thema Beschneidung von Jungen. Es ist mir auch schon aufgefallen, dass die öffentliche Meinung gegenüber Minderheiten hartherziger geworden ist. Dies kommt auch beim Thema Rauchen oder Fettleibigkeit zum Ausdruck. Obwohl ich es selber geniesse, wenn weniger geraucht wird, darf man bei all den Diskussionen nicht vergessen, dass auch Raucher Menschen sind, denen man in der Gesellschaft Raum geben und sie als Menschen achten muss.
Es scheint, dass man heute Menschen, die einer gerade aktuellen bestimmten ideologischen Richtung nicht entsprechen, viel ungenierter als Menschen ablehnt und verachtet als vor wenigen Jahren noch. Auch in der Politik spüre ich vermehrt diese Haltung. Die Argumente wirken dabei immer sehr rational und können je nach Gruppierungen auch wieder das Gegenteil aussagen. Auf welche Gruppierungen wird wohl als nächstes geschossen?
Sollte diese Härte weiter zunehmen, kann dies für unsere Demokratie noch eine ernsthafte Gefahr werden. Rom wandelte sich von einer Republik zu einer Diktatur, weil die verschiedenen politischen Kräfte ein oder zwei Jahrhunderte lang sich immer grenzenloser bekämpften. Jede Partei suchte immer egoistischer und mit allen Mitteln, sogar mit Mord, die eigenen Ziele. Opfer war ein Grossteil des Volkes. Dadurch wurden sie anfällig auf verführerische Reden von selbstsüchtigen Machtmenschen. Und so errang ein Volkstribun mit demagogischen Mitteln die Diktatur und später den Kaiser- und Gottestitel (= Cäsar).
Schon Zwingli rief vor 500 Jahren den noch christlichen Eidgenossen zu, sie sollen sich ein Beispiel an den Heiden nehmen, welche nicht nur an sich selber denken. Denn nur indem man den Blickwinkel für das Wohl der gesamten Gemeinschaft nicht verliert, kann eine Demokratie gelingen. Dazu gehört auch, dass man dem Andersdenkenden zuhören kann, damit man ihn in seiner Andersartigkeit versteht, auch wenn man mit ihm überhaupt nicht übereinstimmt. Dann ist es möglich mit völlig unterschiedlichen Meinungen zu streiten und eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn nicht, verschwindet die Meinungsfreiheit und die Demokratie versinkt in Korruption und Misswirtschaft.
Als Christen sollten wir ja noch weiter gehen: Die Sünde hassen, aber den Sünder lieben: Das heisst für meinen Nächsten vor Gott einstehen, dass er ein gutes ewiges Leben erhält. Christus fordert diese Liebe sogar gegenüber meinen Feinden!
Damit ich mein Gegenüber achten kann, benötige ich eine Ethik, die keine Situationsethik ist. Denn ohne Ethik wird mich die Willkür meines Egoismus zerstören. Dies gilt für mein Leben, aber auch für meine Familie, mein Land und die Wirtschaft. Man denke nur an die Finanzkrise.
Leicht wird seit dem Sündenfall alles Gute gerne pervertiert. Und auch diese Ethik kann zu einer Rechtschaffenheit führen, die hochmütig macht und andere Menschen verachtet. Und als Christ weiss ich, dass dieser selbstgerechte Hochmut sehr lebensfeindlich ist. Sie macht mich Blind für jene Sünden, die hinter allem, auch meinen besten Werken, steht. Jesus will uns auch vor dieser Falle der Selbstgerechtigkeit bewahren, indem er auch dafür seine Vergebung ausspricht. Und dies muss er immer wieder tun, wie schon Luther erkannt hatte. In dieser Haltung wird es möglich eine gute Ethik zu leben und dabei immer barmherziger gegenüber anderen zu werden, weil man weiss, man ist nur aus Gnade gerettet. Aus mir selber bin ich nicht besser, als jeder andere Mensch.
Dankbarkeit und eine unaussprechliche Freude macht sich breit. Eine Lebensfülle, die die Ewigkeit in Jesus erahnt und die Härte des Lebens und unseres Herzens überwindet und lernt, andere Menschen nicht mehr zu verachten. Das ist der kostbarste Mehrwert, den wir Christen unserer Gesellschaft geben können. André Gujer, Binningen


BASLER THEOLOGIEPREIS, BL und BS

Bedenklich. Die frontseitige Meldung «Basler Theologiepreis» geht an eine Maturarbeit mit dem Titel «Fundamentalismus und Konversion zum Islam bei Jugendlichen in der Schweiz» ist schockierend. Das ist wie wenn Apple eine Untersuchung prämieren würde, wie man am besten zu Microsoft wechseln kann. Ein Präsident der Evang.-Ref. Kirche Basel-Stadt fragte mich vor Jahren, was ich meine, wie man den Mitgliederschwund der Kirchen aufhalten könne. Die Prämierung solcher Arbeiten ist genau der richtige Weg dahin. Hat man schon jemals gehört, dass ein islamischer Theologiepreis an eine Christin oder einen Christen vergeben worden wäre. Lieber tötet man diese in den entsprechenden Ländern. Es ist echt bedenklich, wie wenig sich die Evang.-Ref. Kirchen für ihre eigene Überzeugung einsetzen! Andrea Tarnutzer-Muench, Basel


«HUBERTUSFEIER», Läufelfingen BL

E Guete? Ich bin mehr als erstaunt, dass sich ein Pfarrer, ein Christ, von Jägern als Treiber in eine Treibjagd einspannen lässt und danach diese brutalste Art des Jagens in einem Artikel verherrlicht. Bisher glaubte ich, das biblische Gebot «Du sollst nicht töten» sei auch im Christentum immer noch gültig. Nun wurde ich eines Besseren belehrt: Wenn es um die Jagd geht, wird dieses Gebot in sein Gegenteil verkehrt. Es ist ein «erhebendendes Ritual wie in der Urzeit der Menschheit», wie der Psychoanalytiker und leidenschaftliche Jäger Paul Parin in einer Sendung am Radio DRS sagte. Und auch heute noch muss der liebe Gott in den Hubertusfeiern für die christlichen Rituale zur Verherrlichung des Tötens herhalten, ganz wie ehemals die Priester das Töten im Krieg mit salbungsvollen Segensspendungen sanktionierten. «Vielleicht ist die Jagd die kleine Schwester des Krieges», fügte Parin im Gespräch am Radio an dies als Jäger mit erfrischender Ehrlichkeit. Hingegen fand Pfarrer Christoph Albrecht, die Jäger zeigten Achtung vor den Tieren und der Natur und würden der Schöpfung «mit dieser Form der Waldpflege» viel Respekt entgegenbringen. Voller Achtung werden demnach Rehe und anderes Wild aus der Natur entfernt und dabei eine respektvolle Waldpflege betrieben. Diese Wild- und Waldpflege entpuppt sich jedoch bei näherem Hinsehen als heuchlerische Verbrämung einer makabren Leidenschaft. Am Schluss frönt man ihr noch bei einem genussvollen «Aaser» (Jagdmahl), das heisst beim Verzehren von Aas, also von Leichen. Was den Heiligen Hubertus, Bischof von Lüttich, anbelangt, der im 6./7. Jh. lebte, so wurde er laut einer mittelalterlichen Legende auf der Jagd von einem prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen dem Geweih bekehrt und entsagte von da an der Jagd. Dass er seither als Schutzpatron der Jagd und der Jäger verehrt wird, ist eine der Widersprüchlichkeiten der christlichen Kirche, über die ich mir immer wieder den Kopf zerbreche. Offenbar ist es bei solchen atavistischen Ritualen praktisch, eine Legende in ihr Gegenteil zu verkehren und Gottesdienste zum Schutz der Täter statt der Opfer zu veranstalten. Der Hubertus-Gottesdienst in Läufelfingen soll ein Fest «für Seele, Geist und Körper» werden, schreibt Christoph Albrecht. Es ist mir ein Rätsel, wie Seele und Geist der Kirchgänger sich feierlich erlaben sollen mit der Angst von gejagten Tieren und mit deren kaltblütiger Erschiessung. Immerhin wird anschliessend für die Erlabung des Körpers gesorgt mit einem Buffet in der Mehrzweckhalle. Dazu kann ich nur sagen: e Guete! Lislott Pfaff, Liestal

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